Climate Disinformation: Lassen sich korrekte von falschen Wetterinformationen unterscheiden?

Klima-Desinformation oder Climate Disinformation stellt eines der größten Probleme bei der Bekämpfung des Klimawandels dar. Insbesondere die Medien stehen in der Verantwortung, korrekte von falschen Informationen zu unterscheiden.

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Erneuerbare Energien stellen eine Alternative zu fossilen Brennstoffe dar. Bild: UN Climate Action
Lisa Seyde
Lisa Seyde Meteored Deutschland 6 min

Klima-Desinformation oder Climate Disinformation stellt eine der größten Gefahren im Kampf gegen den Klimawandel dar. So zweifelt etwa ein Drittel der Weltbevölkerung daran, dass der Klimawandel menschengemacht ist.

Dieser Umstand lasse sich auf ein halbes Jahrhundert der Desinformation zurückverfolgen, erklärt ein Forscherteam in einem jüngst in "Nature" erschienen Bericht. Die Gegenbewegung zum Klimawandel bestehe vornehmlich aus Unternehmen für fossile Brennstoffe und Tarnorganisationen, angeheuerten Wissenschaftlern und Lobbyisten. "Die millionenschweren Bemühungen um die Öffentlichkeit werden hauptsächlich über populäre Kommunikationskanäle wie die traditionellen und sozialen Medien betrieben, um den Klimadiskurs und die politische Entscheidungsfindung zu beeinflussen", so die Autoren.

Antonío Guterres, Generalsekretär der UN, schrieb anlässlich des Education Day am 24. Januar auf X (ehemals Twitter): "Desinformationen können sich schnell verbreiten, sowohl online als auch offline. Wir alle müssen unseren Teil dazu beitragen, sie zu stoppen. Am #EducationDay wollen wir die Fähigkeiten junger Menschen zum kritischen Denken fördern, damit sie Fakten von Fiktion unterscheiden können."

Die Medien stehen in der Verantwortung

Wie die UN bereits 2022 erklärt, kommt den Medien bei der Bekämpfung von Climate Disinformation eine besondere Rolle zu. Die Medien prägen den öffentlichen Diskurs über den Klimawandel und die Art und Weise, wie darauf zu reagieren ist. Laut IPCC der Vereinten Nationen können Journalismus und Berichterstattung sowohl den Klimaschutz fördern, als auch für das Gegenteil genutzt werden.

Prinzipiell hat die Darstellung der Klimawissenschaft in den Medien zugenommen und ist im Laufe der Zeit genauer geworden. Doch "gelegentlich hat die Verbreitung wissenschaftlich irreführender Informationen durch organisierte Gegenbewegungen die Polarisierung angeheizt, was sich negativ auf die Klimapolitik auswirkt", so die IPCC-Experten.

Inzwischen beschäftigen sich unzählige Organisationen und Initiativen mit dem Thema. Insbesondere für Medienschaffende werden Leitfäden und Handlungs- und Kommunikationsempfehlungen für den Umgang mit Klimainformationen herausgegeben.

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Experten sind sich einig, dass der Klimawandel größtenteils anthropogen ist. Bild: UN Climate Action

In einer Diskussion zum Thema sprach Charlotte Scaddan, UN-Beraterin für Informationsintegrität, mit drei Klimaexperten darüber, warum die Bekämpfung irreführender Informationen über das Klima Priorität haben muss.

Jake Dubbins, Mitbegründer des Conscious Advertising Network und Mitglied von Climate Action Against Desinformation, erläutert, dass sich Klima-Fehl- und Desinformation in drei großen Bereichen vorfinden lässt. Das wäre zum einen offene Leugnung: "Wir wissen, dass der Klimawandel stattfindet und dass er vom Menschen verursacht wird, aber diese Tatsache selbst wird geleugnet." Dabei gebe es Phänomene wie Klimaschwindel und Klimahoaxe. Der zweite Bereich wären unvollständige Informationen, also eine Auswahl von Daten, ohne ein vollständiges Bild zu vermitteln. "Und der dritte Bereich sind falsche Lösungen", so Dubbins, "also Vorschläge für Maßnahmen, die nicht mit dem Pariser Klimaabkommen übereinstimmen."

Wir haben letztes Jahr auf der COP 27 einige Umfragen durchgeführt und festgestellt, dass diese Botschaften in vielen verschiedenen Ländern durchschlagen. Wir haben in sechs verschiedenen Ländern Fragen gestellt und festgestellt, dass 23 Prozent der Menschen in Amerika glauben, dass der Klimawandel ein vom Weltwirtschaftsforum erfundener Schwindel ist. Wir fanden heraus, dass über 20 Prozent der Menschen in allen sechs von uns befragten Ländern glauben, dass der Klimawandel nicht vom Menschen verursacht wird.

Dazu Paul Goodloe, Meteorologe bei The Weather Channel: "Der Klimawandel ist keine Meinung. Leider gibt es Nachrichtensender, die Fehlinformationen/Desinformationen über den Klimawandel verbreiten und sie als Nachrichten verschleiern, aber in Wirklichkeit sind es Meinungen."

Vanessa Nakate, Klimaaktivistin und UNICEF Goodwill Ambassador, erklärt, dass die Unternehmen für fossile Brennstoffe durchaus gewusst hätten, dass ihr Handeln das Klima stört. "Trotzdem haben sie weitergemacht und versucht, diese Informationen vor der Öffentlichkeit zu verbergen. Ich sehe das als Klima-Desinformation."

Doch die Situation ändert sich. Die meisten US-amerikanischen Social-Media-Plattformen würden bereits Forschung über Klima-Fehl-/Desinformation finanzieren. In anderen Teilen der Welt wie Afrika, Asien und Südamerika sei die Lücke jedoch weiterhin groß, so Dubbins.

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Auch der globale Luftverkehr trägt zum Klimawandel bei. Bild: UN Climate Action

Auf der Weltklimakonferenz COP26 verfassten führende Klimaschützer und Unternehmen daher einen Brief, in dem gefordert wurde, dass die UNO sowie soziale Medienplattformen gegen Klimafehlinformationen vorgehen. "Vor zwei Jahren gab es auf den Tech-Plattformen noch keine Maßnahmen gegen Klimafehlinformationen", erklärt Dubbins. "Jetzt gibt es auf den meisten Plattformen Richtlinien gegen Klimafehlinformationen, mit Ausnahme von X, früher bekannt als Twitter."

Insbesondere junge Menschen in der Aktivistenbewegung bräuchten für ihr Engagement vor allem eines – Hoffnung. Nakate richtet sich daher an Führungspersönlichkeiten. "Wir brauchen Unternehmen und die Öffentlichkeit, um auch jungen Menschen Hoffnung zu geben, denn Aktivismus kann anstrengend sein. Viele haben wegen des Klimawandels Burnouts erlebt und mit ihrer psychischen Gesundheit zu kämpfen."

Beim Kampf gegen den Klimawandel zeigt sich Goodloe auf lange Sicht zuversichtlich: "Ich bin optimistisch, dass immer mehr Menschen auf der richtigen Seite der Geschichte stehen werden."