Die COP30: die globale Klimapolitik kollabiert
Es könnte alles so einfach sein. Die Wissenschaft hat mit deutlichen Worten auf die Erderwärmung und ihre Folgen hingewiesen. Die Aufgaben der politischen Entscheidungsträger vor der UN-Klimakonferenz waren klar. Das Ergebnis gleicht aber einer kompletten Erosion jeder Vernunft.

Donald Trump kann jubeln! Er, der den Klimawandel hat große Lüge bezeichnet hat, wird sich nach den 15 Tagen von Belém bestätigt fühlen. Seine Allianz der Produzenten von Kohle, Öl und Gas, angeführt von den Golfstaaten und Russland, hat der Welt einen massiven Schlag im Kampf gegen die Erderwärmung versetzt. Ob dies auch der k.o.-Schlag für jede Art von Politik zur Eindämmung der Klimafolgen ist, werden uns die nächsten Monate und Jahre zeigen.
Egoismus, Konfrontation und Blockaden
Zu Beginn der COP30 hatte die brasilianische Präsidentschaft der UN-Klimakonferenz die Bedeutung dieser weltweiten Zusammenkunft betont. Vor genau zehn Jahren ging vom Pariser Abkommen das Signal aus, dass die Weltgemeinschaft erkannt hat, dass nur der Zusammenhalt die Klimakrise bekämpfen könne.
Das große Signal des Multilateralismus von Paris sollte in Belém seine Bestätigung erhalten: „Gemeinsam sind wir stark. Gemeinsam werden wir die Klimakrise bekämpfen und bewältigen“.
Die finale Botschaft nach der UN-Klimakonferenz 2025 besagt das genaue Gegenteil: Ein Plan für die Abkehr von Öl, Kohle und Gas? Fehlanzeige! Jeder ist sich selbst der Nächste. Das 1,5-Grad-Ziel wird de facto als unerreichbar angesehen.
Die Gräben haben sich vertieft!
Die Gräben zwischen Europa und den fossilen Imperien wie Saudi-Arabien oder Russland haben sich ebenso vertieft, wie die Respektlosigkeit und Berücksichtigung des „globalen Südens“. Die USA unter Donald Trump reiben sich zusammen mit „Big Oil“ die Hände.
Die nahezu vollständige Pulverisierung der Klimapolitik ist ein Spiegel des Zerbrechens der globalen Ordnung insgesamt. Getroffene Vereinbarungen werden aufgekündigt. Gemeinsam erarbeitete Regelungen weichen.
Eine Renaissance von Klimazweiflern und Klimaleugnern resultiert in kompletten Blockaden des gesamten Themenkomplexes des Klimawandels. Diese Tendenz geht Hand in Hand mit Kriegen und Handelskonflikten.
Es ist kein Zufall, dass die Konfliktlinien der Staaten zwischen klimapolitischer Ambition und Partikularinteressen wie die der öl- und gasfördernden Nationen nahezu parallel zu der Trennung zwischen demokratischen und autoritären Systemen. Dazwischen schweben die Fragen von Krieg und Frieden oder von freiem Welthandel und erpresserischem Protektionismus.
Und doch gibt es ein Abschlussdokument !
Dieses Dokument trägt den Titel Mutirão Decision . Das Wort Mutirão ist ein Wort aus der Sprache der indigenen Gemeinschaft der Tupi in Brasilien. Es bedeutet so viel wie „gemeinsame Anstrengung“. Wenn man im Inhalt betrachtet, handelt es sich allerdings um eine fast schamlose Übertreibung.
Der zentralste Streit war der schon erwähnte Ausstieg aus fossilen Brennstoffen. Rund 80 Staaten forderten einen verbindlichen Fahrplan. Länder wie Saudi-Arabien, unterstützt von den anderen Golfstaaten und Russland, blockierten diesen mit Verweis auf Energiesicherheit und Abhängigkeit von fossilen Einnahmen.
So taucht in der Mutirão Decision das Wort „fossil“ überhaupt nicht auf. Gemeinsame Anstrengung sähe in Zeiten von durch Emissionen fossiler Treibhausgase verursachte Erderwärmung vollkommen anders als.
Klimafinanzierung - ein Knackpunkt bei den Verhandlungen
Ärmere Staaten forderten mehr Mittel für erneuerbare Energien und die Anpassung an Klimafolgen. Im „Mutirão“-Text ist eine Verdreifachung der Mittel bis 2035 vorgesehen. Die genaue Höhe der Mittel und das Basisjahr bleiben unklar.
Ein kleiner Erfolg der COP 30 ist der Just Transition Mechanismus, der soziale Gerechtigkeit in den Mittelpunkt stellt, etwa durch Umschulung und Absicherung von Kohlearbeitern beim Übergang in nachhaltige Arbeitsfelder.
Zwei Themen blieben auf der COP besonders auf der Strecke: die Forderungen von indigenen Völkern und der Waldschutz.
Die Position der indigenen Völker
2500 Vertreterinnen waren laut der Vereinigung der Indigenen Völker Brasiliens (APIB) auf der Klimakonferenz von Belém. Doch nur 14 Prozent von ihnen, also etwa 360 Personen, erhielten laut APIB eine Akkreditierung für die Blaue Zone, jenem streng kontrollierten Bereich, in dem die offiziellen Verhandlungen stattfinden und man sich bei Diskussionen einbringen kann.
Trotz all der Bemühungen wurden die indigenen Gruppen am Ende ohne zählbaren Erfolg „abgespeist“. Sie und ihre Forderungen wurden lediglich im ersten Absatz des Abschlussdokuments erwähnt.
Uno-Generalsekretär António Guterres gestand am Ende der Abschlussplenarsitzung, dass wahrscheinlich viele enttäuscht seien – insbesondere junge Menschen, indigene Völker und alle, die unter den Folgen des Klimawandels leiden.
ermutigte Guterres trotzdem die versammelten Teilnehmerinnen und Teilnehmer.
Die Tropenwälder
Die Konferenz brachte es nicht zustande, verbindliche, weltweite Verpflichtungen zur Rettung der tropischen Regenwälder zu verabschieden. Stattdessen gibt es ein Bündel von freiwilligen Initiativen, Finanzierungsvorschlägen und politischen Absichtserklärungen.
Das COP-Präsidium und mehrere Staaten stellten eine „Forest Finance Roadmap“ vor. Diese soll die rund 66,8 Milliarden US-Dollar schwere, jährliche Finanzierungslücke für den Schutz und die Wiederherstellung tropischer Wälder bis 2030 schließen. Unterstützt wird die Initiative von rund 36 Staaten, die zusammen etwa 45 Prozent der weltweiten Waldfläche und 65 Prozent der globalen Wirtschaftsleistung repräsentieren.
Viele Komponenten der Roadmap sind jedoch Finanzierungs- und Kooperationsangebote außerhalb bindender UN-Verpflichtungen. Somit hängen sie stark von freiwilligen Zusagen der meist privaten Geldgeber ab.
Leuchtturmprojekt für die Brasilianer war im Rahmen der COP die Vorstellung der sogenannten „Tropical Forest Forever Facility“ (TFFF). Dabei handelt es sich um einen neuartigen Fonds, der das Ziel hat, Tropenwaldländer langfristig dafür zu belohnen, wenn sie Waldschutz betreiben. Bereits in der ersten Novemberwoche, zum offiziellen Start der Initiative, gaben brasilianische Stellen an, dass 53 Länder ihre Unterstützung zugesagt haben, darunter 19 potenzielle Staatsinvestoren. Auch Deutschland hat dem TFFF eine Finanzierungszusage von einer Milliarde US-Dollar gegeben.
Ob der tropische Regenwald und seine Bewohnerinnen und Bewohner auch nach der Konferenz noch im Gespräch bleiben, bleibt abzuwarten. Die Hoffnung darauf muss aber am Leben bleiben, denn
Was also bedeutet die COP30 für dir Welt? Der Multilateralismus von Paris ist Geschichte. Ein globales Ausstiegszenario aus fossilen Energieträgern fehlt komplett. Damit sind auch keine klaren Ziele für eine Reduzierung der Treibhausgasemissionen festgelegt. Einige nationale Klimapläne liegen in Teilen vor, sind aber in der Gesamtbetrachtung zu gering, um für ein Absinken der Emissionswerte zu sorgen.
Eine Ausnahme könnte lediglich der größte CO2-Emittent China sein. Ich werde dazu einen separaten Artikel veröffentlichen, der die Rolle Chinas in diesem Kontext eingehend betrachtet.
Trotz aller wenig optimistischer Vorzeichen in der Welt könnte am Ende eine dekarbonisierte Volkswirtschaft, wie sie China bis 2040/2045 plant, unterstreichen, dass die fossile Welt tatsächlich ihr Ende erreicht hat. Und genau das ist die gute Nachricht, die man sich nach der COP30 gut merken sollte.