Es weihnachtet sehr: Warum frühes Schmücken glücklich macht
Lichterketten im November? Ja bitte! Eine Portion Nostalgie, ein Funke Kindheit, ein Schuss Psychologie. Warum frühe Weihnachtsdeko glücklich macht, wärmt und uns vielleicht sogar freundlicher wirken lässt.

Es gibt diesen einen Moment im Jahr. Er kommt leise, aber trifft mit voller Wucht: Der erste Abend, an dem man die Lichterkette testweise einsteckt. Nur mal kurz, nur mal gucken. Und plötzlich fühlt sich die ganze Welt wärmer an. Der Raum glimmt. Das Herz macht einen kleinen Satz. Und ehe wir Luft holen, sind wir mittendrin: im Weihnachtsgefühl, das offiziell noch gar nicht begonnen hat.
Dekoration vor Totensonntag? Für viele ein Faux-Pas
Denn im christlichen Kirchenjahr läuft die Uhr anders. Dort wartet man mit dem Schmücken traditionell bis nach Totensonntag, dem letzten Sonntag vor dem ersten Advent. 2025 fällt dieser auf den 23. November – dekoriert wird also erst ab dem 24. November. BR-Religionsexperte Matthias Morgenroth erklärt das so: Jetzt endet das Kirchenjahr. Die Zeit gehört noch Trauer, Abschied, Reflexion. Erst nach Totensonntag, wenn das neue Kirchenjahr mit dem Advent beginnt, ist Platz für das Warten auf ,das kleine Kind in der Krippe'. Dann beginnt die Vorfreude. Offiziell, feierlich, besinnlich.
In den USA wird bereits nach Halloween dekoriert
Und doch: In vielen Häusern leuchten die Fenster längst früher. Faktisch oft sehr viel früher. In den USA legen eingefleischte Weihnachtsfans schon direkt nach Halloween los. Sobald die Kürbisse verschwunden sind, kommen die Kränze an die Tür und sogar der (künstliche) Baum wird aufgestellt. Denn Weihnachtsdeko ist nicht nur Tannenzweig-Ästhetik und Glitzer. Sie ist eine Zeitmaschine. Eine Abkürzung zurück zur Kindheit. Eine Erinnerung an die Jahre, in denen der größte Stress aus nicht auffindbaren Plätzchenformen bestand. Und nicht aus Steuererklärungen, Handytarifen, überfüllten Kalendern oder der Frage, warum der WLAN-Router heute schon wieder beleidigt blinkt.
Menschen, die früher dekorieren, wirken freundlicher
Sobald die Lichter funkeln, schüttet unser Gehirn Dopamin aus: den berühmten Botenstoff des Glücks. Nostalgie wirkt hier wie ein emotionaler Shortcut. Wir fühlen uns leichter, weicher, wärmer. Vorfreude wird zum Wohlgefühl. Und genau das macht frühes Schmücken so verführerisch. Doch es geht sogar noch weiter als Wohlgefühl. Eine bereits 1989 veröffentlichte Studie im "Journal of Environmental Psychology" fand heraus: Menschen mit sichtbarer Weihnachtsdeko am Haus werden von anderen als freundlicher und sozialer eingeschätzt. Und zwar unabhängig davon, ob sie im echten Leben eigentlich ganz anders ticken. Ein Kranz an der Tür wirkt wie ein soziales Lächeln. Lichter im Fenster flüstern Nachbarschaftsnähe. Weihnachtsdeko macht den ersten Eindruck weicher und die Herzen der Betrachter offenbar auch.
Der Weg zum Weihnachtsglück
Heißt das nun, man sollte schon im November das Lametta auspacken? Das ist im Endeffekt jedem selbst überlassen. Vielleicht liegt die Magie gerade in der Spannung: im sehnsüchtigen Warten, im langsamen Näherkommen, im ersten Flackern der Lichter, das sich anfühlt wie ein warmer Händedruck mitten im Novemberblues. Nur eines ist sicher: Sobald die erste Kugel hängt, passiert etwas mit uns. Etwas Schönes. Etwas Helles. Und manchmal – für diesen kleinen inneren Lichtmoment – lohnt es sich, einfach ein bisschen früher zu glitzern