Augen und Hitze: Darum gefährden hohe Temperaturen zunehmend die Augengesundheit

Auch unsere Augen leiden unter hohen Temperaturen. Augenärzte verraten nun, worauf man achten sollte – und welche Erkrankungen mit dem Klimawandel vermehrt auf uns zukommen.

Die DOG rät dazu, bei Hitze viel zu trinken, die Raumluft zu befeuchten und bewusst zu blinzeln.
Die DOG rät dazu, bei Hitze viel zu trinken, die Raumluft zu befeuchten und bewusst zu blinzeln. Bild: fotografierende/Pixabay
Lisa Seyde
Lisa Seyde Meteored Deutschland 4 min

Die Folgen der globalen Erwärmung reichen weiter als bislang angenommen, auch für unsere Augen. So gibt es etwa neue Erkrankungen, die zunehmend nach Europa vordringen wie das Dengue-Fieber oder Rickettsiosen, welche unter anderem die Augen befallen.

„Auf diese neuen klimabedingten Herausforderungen müssen wir uns in der Augenheilkunde einstellen.“

– Professor Dr. med. Gerd Geerling, Direktor der Universitäts-Augenklinik Düsseldorf, DOG-Experte

Die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) warnt daher vor den zunehmenden Risiken, die längere Hitzeperioden für die Augengesundheit darstellen. Denn während die Belastung für Herz und Kreislauf bereits vielfach thematisiert wird, wurde der Einfluss auf das Sehorgan bisher weitgehend ignoriert.

Bei Hitze viel trinken

Infolge der steigenden Temperaturen nehmen besonders die Oberflächenerkrankungen des Auges zu. Ein markantes Beispiel ist die allergische Bindehautentzündung, die deutlich häufiger auftritt. Grund dafür ist eine längere Pollensaison mit erhöhter Pollenkonzentration in der Luft.

Patientinnen und Patienten, die an allergischen Reaktionen leiden, können prophylaktisch Augentropfen einsetzen. Auch eine Desensibilisierung durch einen Allergologen ist sinnvoll. Klimatisierte Räume mit Luftfiltern oder Schutzbrillen im Freien können zusätzlich vorbeugen, auch wenn sie nicht besonders alltagstauglich sind.

Bei Hitze viel trinken, die Raumluft befeuchten und öfter bewusst blinzeln.

Außerdem werden trockene Augen immer häufiger. Die Hitze lässt den schützenden Tränenfilm auf der Augenoberfläche rascher verdunsten, besonders wenn auch die Innenraumluft trocken ist. Wenn man bereits an einem instabilen Tränenfilm leidet, könne sich das Krankheitsbild verschlimmern, erklärt Professor Dr. med. Gerd Geerling, Direktor der Universitäts-Augenklinik Düsseldorf und DOG-Experte.

Durch den Klimawandel verschieben sich zunehmend die Grenzen für Krankheitsbilder wie Dengue oder Rickettsiosen.
Durch den Klimawandel verschieben sich zunehmend die Grenzen für Krankheitsbilder wie Dengue oder Rickettsiosen. Bild: Nastia Petruk/Unsplash

Die Folgen reichen von Juckreiz und Brennen bis hin zu erhöhter Infektanfälligkeit. Deshalb empfiehlt die DOG, bei Hitze ausreichend Flüssigkeit zu sich zu nehmen, die Luftfeuchtigkeit in Innenräumen zu erhöhen und bewusst zu blinzeln. Gerade Menschen mit neurologischen Erkrankungen wie Alzheimer oder Parkinson seien besonders gefährdet, da sie meist zu selten blinzeln. Tränenersatzmittel könnten in diesen Fällen vorbeugen.

Worauf achten bei Kontaktlinsen?

Auch die Gefahr durch Infektionen und Entzündungen steigt. Hohe Temperaturen begünstigen beispielsweise das Wachstum von Pilzen, etwa in Kontaktlinsenbehältern.

Wir empfehlen dringend, stets auf eine gute Hygiene im Umgang mit Kontaktlinsen und deren Behältern zu achten.

Besonders gefährlich wird es, wenn Kontaktlinsenträger mit Linsen baden gehen. Denn in warmen Gewässern vermehren sich sogenannte Akanthamöben, das sind Parasiten, die über kleine Verletzungen in die Hornhaut eindringen und schwere Entzündungen hervorrufen.

Ebenfalls sollte man nie mit verunreinigten Fingern in die Augen fassen, da das ebenfalls Infektionen begünstigen kann. Kommt es zu Rötungen oder verschlechtert sich das Sehvermögen, sei eine sofortige augenärztliche Abklärung angeraten.

Neben den akuten Erkrankungen gibt es auch Hinweise auf langfristige, teils irreversible Beeinträchtigungen des Sehvermögen. Ausländische Studien bestätigen bereits, dass steigende Durchschnittstemperaturen mit einem höheren Risiko für schwere Sehbehinderungen oder Krankheiten wie dem Grauen Star einhergehen. Auch in Deutschland dürfte dieser Zusammenhang künftig relevanter werden.

Die genauen Ursachen für die Befunde sind zwar noch nicht geklärt, doch zunehmend werden Umweltfaktoren wie UV-Strahlung, Luftverschmutzung und Dehydration diskutiert.

Die DOG fordert daher mehr Aufmerksamkeit für die Augengesundheit in der Klimakrise, sowohl bei der medizinischen Praxis als auch bei der öffentlichen Gesundheitsvorsorge, denn der Schutz der Augen wurde bislang bei der gesundheitlichen Klimaanpassung unterschätzt.

Quellenhinweis:

Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft e.V. (DOG)