Bemerkenswertes Fossil aus Großbritannien enthüllt den ältesten Vorfahren der heute bekannten Reptilien

Ein bemerkenswertes kleines Fossil mit beeindruckenden Zähnen und einer überraschenden Schädelstruktur liefert Einblicke in die Evolution moderner Reptilien.

Der älteste bekannte Vorfahr der Reptilien, wie wir sie heute kennen, wurde entdeckt.
Der älteste bekannte Vorfahr der Reptilien, wie wir sie heute kennen, wurde entdeckt.


Ein Forscherteam hat den ältesten bekannten Vorfahren der heutigen Reptilien, darunter Schlangen, Eidechsen und die Tuatara aus Neuseeland, ausgegraben. Die Analyse des 242 Millionen Jahre alten Lepidosaurier-Schädels durch das Team ergab bemerkenswerte Merkmale, die das Verständnis der Wissenschaftsgemeinschaft über die Evolutionsgeschichte dieser Reptiliengruppe und ihre Verwandtschaft zu heutigen „lebenden Fossilien” wie dem Tuatara vertiefen.

Lepidosaurier heute

Die Gruppe der Lepidosauria ist sehr vielfältig und gilt als die erfolgreichste der Landwirbeltiere. Schätzungen zufolge sind über 95 % der Reptilien weltweit Lepidosaurier, was einen Eindruck davon vermittelt, wie erfolgreich sie sind. Die Gruppe unterteilt sich in Squamata (Echsen und Schlangen) und Rhynchocephalia (Tuatara), von denen es etwa 12.000 bzw. eine Art gibt.

Der Erfolg der Lepidosaurier beruht auf der Vielfalt der Gruppe, die sich durch sehr unterschiedliche Körperbaupläne, Verhaltensweisen und einzigartige strukturelle Merkmale auszeichnet. Ein wichtiges gemeinsames Merkmal dieser Gruppe ist das Vorhandensein sehr flexibler Kiefer und beweglicher Schädel.

Frühe Lepidosaurier (die seit der mittleren Jurazeit, also vor etwa 240 bis 250 Millionen Jahren, existierten) hatten vermutlich eine offene untere Schläfenöffnung (oder Öffnungen im Schädel, die typischerweise größere Kiefermuskeln beherbergen) und keine untere Schläfenleiste (oder Knochen, der die untere Schläfenöffnung vervollständigt).

Moderne Squamata sind dafür bekannt, dass sie Zähne am Gaumen (Palatum) haben, flexible Kieferbewegungen (durch einen gelenkigen Schädel) und eine offene Schläfenbarriere. Diese Merkmale ermöglichen es ihnen, ihren Kiefer zu weiten und größere Beutetiere zu fressen.

youtube video id=OrfdHty3GIo

Das neu beschriebene Lepidosaurier-Fossil, Agriodontosaurus helsbypetrae (A. helsbypetrae), das aus der Helsby-Sandsteinformation außerhalb von Sidmouth in Devon (Großbritannien) ausgegraben wurde, wies einige überraschende Merkmale auf, darunter einen offenen Schläfenbogen, wie er auch bei modernen Squamata zu finden ist, jedoch keine der anderen Merkmale. Der A. helsbypetrae ist der älteste bekannte Rhynchocephalian, wobei der Tuatara sein einziger lebender Verwandter ist.

Die Forscher analysierten die empfindlichen Fossilien mit Hilfe von Synchrotron-Röntgenscans. Synchrotron-Röntgenstrahlen ermöglichen eine zerstörungsfreie Analyse und liefern hochauflösende Bilder von versteinerten Materialien, die in Sedimenten oder undurchsichtigen Materialien wie Bernstein eingebettet sind.

A. helsbypetrae weist keine Gelenkigkeit (oder fortgeschrittene Flexibilität) des Kiefers oder der Zähne am Gaumen auf. Das 242 Millionen Jahre alte Fossil weist außergewöhnlich große Zähne (im Vergleich zu seinen nächsten Verwandten) auf, von denen angenommen wird, dass sie zum Durchdringen der Exoskelette von Insekten wie Grillen, Heuschrecken und Kakerlaken dienten. Die Forscher vermuten außerdem, dass A. helsbypetrae aufgrund seiner großen Augenhöhlen und Schädelstrukturen, die mit einem fortgeschrittenen Luft-Hörsystem verbunden sind, wahrscheinlich über ein sehr scharfes Seh- und Hörvermögen verfügt hat, um seine Beute zu jagen.

Quellenhinweis:

The oldest known lepidosaur and origins of lepidosaur feeding adaptations. Nature. Sept, 2025. Marke, D.; Whiteside, D.I.; Sethapanichsakul, T.; Coram, RA.; Fernandez, V., et al.

Encyclopedia of Biodiversity, Biodiversity of Lepidosaurs. 2001. F. Harvey Pough