Darmkrebs bei jungen Erwachsenen nimmt zu – Forschung untersucht Darmbakterien

Darmkrebs bei jungen Menschen nimmt weltweit zu – doch die Ursachen bleiben vielfach unklar. Eine aktuelle internationale Studie entdeckt nun Hinweise darauf, dass bestimmte Darmbakterien durch ein spezielles Gift das Krebsrisiko erhöhen könnten.

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Der menschliche Darm – im Fokus von Forschung zu Darmkrebs und bakteriellen Risikofaktoren

In den letzten zwei Jahrzehnten haben sich die Erkrankungszahlen an Darmkrebs bei unter 50-Jährigen weltweit deutlich erhöht. Die genauen Ursachen dafür sind bislang unklar.

Eine aktuelle Studie im Fachjournal Nature liefert nun neue Erkenntnisse: Bestimmte Darmbakterien könnten eine entscheidende Rolle bei der Krebsentstehung spielen.

Internationale Genom-Analyse bringt neue Erkenntnisse

Ein internationales Forscherteam analysierte 981 Tumorproben von Darmkrebspatientinnen und -patienten aus elf Ländern.

Die Untersuchung konzentrierte sich auf sogenannte mikrosatellitenstabile Tumoren, die etwa 80 Prozent der Fälle ausmachten.

In diesen wurden deutliche Unterschiede in der Mutationslast festgestellt – sowohl zwischen verschiedenen Ländern als auch zwischen Altersgruppen.

Die Forschenden fanden heraus, dass bestimmte genetische Veränderungen, sogenannte Mutationssignaturen, bei Patientinnen und Patienten aus Ländern mit hoher Darmkrebsrate häufiger vorkamen.

Besonders auffällig war eine Signatur, die auf das bakterielle Gift Colibactin zurückzuführen ist.

Colibactin: Ein bakterielles Toxin mit krebsauslösender Wirkung

Colibactin wird von bestimmten Stämmen des Darmbakteriums Escherichia coli produziert. Es kann die DNA von Darmzellen schädigen.

Die Studie identifizierte zwei charakteristische Mutationssignaturen (SBS88 und ID18), die direkt mit Colibactin in Verbindung stehen.

Diese Signaturen wurden häufiger in Proben aus Ländern wie Argentinien, Brasilien, Russland und Thailand gefunden.

Jüngere Menschen besonders betroffen

Besonders häufig traten die Colibactin-assoziierten Mutationen bei jüngeren Erkrankten auf. Bei unter 40-Jährigen waren sie etwa 3,3-mal so häufig wie bei Menschen über 70.

Die Veränderungen scheinen früh in der Tumorentwicklung aufzutreten und könnten somit eine wichtige Rolle bei der Entstehung von früh einsetzendem Darmkrebs spielen.

Zusammenhang mit genetischem Treiber von Darmkrebs

Die Studie stellte zudem fest, dass Colibactin mit Mutationen im APC-Gen in Zusammenhang steht.

Dieses Gen ist ein zentraler Treiber bei der Entstehung von Darmkrebs.

In colibactin-positiven Fällen ließen sich rund 25 Prozent der APC-Mutationen auf dieses bakterielle Toxin zurückführen.

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Arzt zeigt Modell des Dickdarms und erklärt, wie bakterielle Toxine wie Colibactin zur Entstehung von frühem Darmkrebs beitragen können.

Bedeutung für Prävention und Forschung

Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass bakterielle Einflüsse im Darmmikrobiom bei der Entstehung von Darmkrebs eine wichtigere Rolle spielen könnten als bisher angenommen.

Diese Erkenntnisse eröffnen neue Perspektiven für die Erforschung möglicher Präventionsmaßnahmen und Therapieansätze.

Bislang ist jedoch unklar, wie genau diese neuen Erkenntnisse in die klinische Praxis integriert werden können.

Weitere Studien sind notwendig, um die Bedeutung des Darmmikrobioms und der Colibactin-bedingten Mutationen besser zu verstehen.

Wissenschaftlicher Hinweis

Die Studie erweitert das Verständnis möglicher biologischer Auslöser von Darmkrebs, insbesondere bei jüngeren Patientinnen und Patienten, und unterstreicht die Notwendigkeit weiterer Forschung.

Quelle

Díaz-Gay, M., dos Santos, W., Moody, S. et al. Geographic and age variations in mutational processes in colorectal cancer. Nature (2025).