Ein lange verschollenes Stück Mammutgeschichte ist gerade in Mexiko aufgetaucht
Die gigantische Entdeckung zwingt Wissenschaftler dazu, neu darüber nachzudenken, wo, wie – und vielleicht sogar wann – sich diese Lebewesen entwickelt haben.
Im Laufe der Jahre gab es zahlreiche Spekulationen über die epischen Wanderungen und die Ursprünge der Mammuts in der Eiszeit, insbesondere der Wollmammuts.
Nun jedoch deutet ein Forscherteam darauf hin, dass einige dieser pelzigen Riesen eine viel komplexere Vorgeschichte hatten als ursprünglich angenommen – und alles begann in Mexiko.
Bei Ausgrabungen von Fossilien in der Nähe von Mexiko-Stadt fanden Wissenschaftler eine Menge Mammut-DNA, die nicht zu dem passt, was wir bisher zu wissen glaubten. Anstatt mit den genetischen Profilen von Mammuts aus Kanada und den USA übereinzustimmen, scheinen diese einen eigenen Zweig des Stammbaums zu bilden.
Eine neue Mammutgruppe
Insgesamt analysierte das Forschungsteam 61 mitochondriale Genome von kolumbianischen Mammutfossilien, die an Orten wie Santa Lucía und Tultepec gefunden wurden, viele davon während des Baus eines Flughafens. Was sie fanden, war eine genetisch gesehen völlig neue Abstammungslinie, die nun als Clade 1G bezeichnet wird.
Interessant ist jedoch, wie isoliert diese Gruppe ist. Die meisten Mammut-DNA-Proben, die wir bisher gesehen haben, stammen aus höheren Breitengraden, wo die Kälte zu ihrer Erhaltung beigetragen hat. Das bedeutet jedoch, dass der Großteil unseres Wissens nur auf einem kleinen Teil ihres Verbreitungsgebiets basiert. Die mexikanischen Proben sind die ersten, die aus einer tropischen Umgebung stammen – und sie erzählen eine ganz andere Geschichte.

„Alle Mammuts aus dem Becken von Mexiko bilden eine Klade außerhalb der genetischen Variation der Mammuts aus Kanada und den USA“, so die Forscher in ihrer Studie. Das deutet im Grunde darauf hin, dass sie ihre eigene Evolution durchlaufen haben, wahrscheinlich über Tausende von Jahren hinweg.
Gleiche Art, unterschiedliche Wege
Die große Überraschung dabei ist, dass diese Mammuts wahrscheinlich keine alten Ausreißer waren. Radiokarbondatierungen der Wissenschaftler zeigen, dass sie etwa zur gleichen Zeit wie ihre nördlichen Verwandten lebten, also gegen Ende des Pleistozäns. Es handelte sich also nicht um separate Arten, sondern lediglich um genetisch unterschiedliche Gruppen, die an verschiedenen Orten lebten.
Die Erkenntnisse gehen noch weiter. Im Gegensatz zu anderen Mammutgrabungen, bei denen in der Regel mehr Männchen gefunden werden (normalerweise weil einzelne Bullen in schwierigem Gelände stecken bleiben), wiesen an dieser Fundstelle Männer und Frauen in etwa gleichem Verhältnis auf. Das könnte darauf hindeuten, dass ganze soziale Gruppen zusammen lebten (und natürlich auch starben).
Durch die Verdopplung der Anzahl bekannter Mitogenome kolumbianischer Mammuts bietet die Forschung einen umfassenderen Einblick in deren Vergangenheit und zeigt möglicherweise, wie viel wir noch über ausgestorbene Arten aus Regionen außerhalb der üblichen Ausgrabungsstätten lernen müssen.
Quellenhinweis:
Columbian mammoth mitogenomes from Mexico uncover the species’ complex evolutionary history, published in Science, August 2025.