Was wäre, wenn es in der Milchstraße mehrere außerirdische Zivilisationen gäbe?

Ein NASA-Forscher argumentiert in einer neuen Veröffentlichung, dass es in der Milchstraße wahrscheinlich mehrere Zivilisationen gibt, wir sie jedoch aus einem ganz einfachen Grund noch nicht gefunden haben.

Warum finden wir kein Leben in der Milchstraße? Eine neue Hypothese wird von einem NASA-Wissenschaftler vorgeschlagen, und der Grund dafür ist einfacher, als wir gedacht hätten. Bildquelle: NASA
Warum haben wir noch kein Leben in der Milchstraße gefunden? Ein Wissenschaftler der NASA hat eine neue Hypothese aufgestellt, und der Grund dafür ist einfacher, als wir gedacht haben. Bildquelle: NASA

Das Fermi-Paradoxon ist vielen als eines der ungelösten Rätsel der Astronomie bekannt. Im Allgemeinen stellt es die Frage, warum wir noch keine anderen Zivilisationen in der Milchstraße entdeckt haben. Es stützt sich auf die Drake-Gleichung, die Faktoren wie die Anzahl der Sterne und Exoplaneten in der Galaxie berücksichtigt. Das Ergebnis weist fast immer auf eine hohe statistische Wahrscheinlichkeit für intelligentes Leben hin.

Das Rätselhafte an diesem Paradoxon ist, dass wir trotz dieser hohen Wahrscheinlichkeit keine erkennbaren Anzeichen für außerirdische Zivilisationen oder Leben beobachten können. Dieser Widerspruch hat zu einer Reihe von Hypothesen geführt, darunter die Dark-Forest-Hypothese, die Vulnerable-World-Hypothese und die Zoo-Hypothese.

Kürzlich stellte der NASA-Wissenschaftler Robin Corbet eine neue und einfachere Erklärung für das Fermi-Paradoxon vor. Er vermutet, dass außerirdische Zivilisationen nicht besonders fortgeschritten sind und sich tatsächlich auf einem ähnlichen technologischen Niveau wie die Menschheit befinden. So wie unsere begrenzte Technologie uns daran hindert, sie zu entdecken, hindert ihre Technologie sie daran, uns zu entdecken.

Das Fermi-Paradoxon

Das Fermi-Paradoxon ergibt sich aus dem Widerspruch zwischen der hohen Wahrscheinlichkeit intelligenten außerirdischen Lebens gemäß statistischer Modelle und dem völligen Fehlen beobachtbarer Beweise. Bei Milliarden von Sternen und Exoplaneten in der Milchstraße scheint es wahrscheinlich, dass viele davon Leben beherbergen könnten. Bis heute haben wir jedoch keine außerirdischen Signale, Strukturen oder Technologien entdeckt.

Während das Paradoxon als Frage zu unserer Galaxie begann, erstreckt es sich heute auf andere Galaxien und das Universum als Ganzes.

Es zwingt uns zu der Frage, ob wir wirklich allein sind, ob andere Zivilisationen selten sind oder ob wir sie einfach nicht erkennen können. Das Paradoxon wirft auch Hypothesen wie technologische Selbstzerstörung, absichtliche Isolation oder die Existenz von Lebensformen, die wir nicht wahrnehmen können auf.

Konkurrierende Hypothesen

Es gibt mehrere Theorien, die zu erklären versuchen, warum wir noch nicht auf andere Zivilisationen gestoßen sind. Eine der bekanntesten ist die Dark-Forest-Hypothese, die davon ausgeht, dass sich jede Zivilisation in Stille versteckt, aus Angst, von anderen entdeckt und zerstört zu werden, was das Fehlen erkennbarer Übertragungen erklären würde.

Eine weitere Hypothese ist die Zoo-Hypothese, die davon ausgeht, dass fortgeschrittene Zivilisationen die Erde kennen, aber bewusst den Kontakt vermeiden. Die Hypothese der verwundbaren Welt hingegen besagt, dass technologischer Fortschritt unweigerlich zur Selbstzerstörung durch Krieg, unkontrollierte Innovation oder Umweltzerstörung führt. Infolgedessen überleben nur wenige Zivilisationen lange genug, um mit anderen zu kommunizieren.

Eine neue Hypothese der NASA

In seiner neuen Veröffentlichung schlägt der NASA-Astrophysiker Robin Corbet eine realistischere Antwort auf dieses Paradoxon vor. Seiner Meinung nach könnte es in der Milchstraße zwar tatsächlich andere Zivilisationen geben, diese seien jedoch nicht besonders weit fortgeschritten. Vielmehr seien sie möglicherweise nur geringfügig weiter entwickelt als wir und stünden vor ähnlichen technologischen Herausforderungen.

Infolgedessen hätten sie ebenso wie wir Schwierigkeiten, andere intelligente Lebensformen aufzuspüren – und hätten die Suche vielleicht sogar ganz aufgegeben. Dies würde das Fehlen von Technosignaturen wie massiven künstlichen Strukturen wie Dyson-Sphären erklären, da sie noch nicht über die Mittel verfügen würden, diese zu bauen. Die kosmische Stille könnte also einfach das Ergebnis technologischer Beschränkungen sein und nicht das Fehlen von Leben.

Drake-Gleichung zur Wahrscheinlichkeit, Zivilisationen in der Milchstraße zu finden, wobei die Wahrscheinlichkeiten im Allgemeinen immer hoch sind, was zum Fermi-Paradoxon führt. Bildnachweis: Amanda Montanez
Die Drake-Gleichung schätzt die Wahrscheinlichkeit, Zivilisationen in der Milchstraße zu finden, und die Ergebnisse sind in der Regel hoch, was zum Fermi-Paradoxon führt. Bildnachweis: Amanda Montanez

Infolgedessen hätten sie genauso wie wir Schwierigkeiten, andere intelligente Lebensformen aufzuspüren – und hätten vielleicht sogar die Suche ganz aufgegeben. Dies würde das Fehlen von Technosignaturen erklären, wie beispielsweise riesige künstliche Strukturen wie Dyson-Sphären, da sie noch nicht über die Mittel verfügen würden, diese zu bauen. Die kosmische Stille könnte also einfach das Ergebnis technologischer Beschränkungen sein und nicht das Fehlen von Leben.

Warum haben wir noch nie eine andere Zivilisation gesehen?

Corbet's Hypothese besagt, dass außerirdische Zivilisationen zwar über Raumfahrttechnologie verfügen könnten, ihre interstellaren Reisen jedoch langsam und energieintensiv wären, ähnlich wie bei uns. Angesichts dieser Einschränkungen könnten sie sich dafür entschieden haben, sich eher auf die Erforschung ihrer Umgebung als auf interstellare Kommunikation zu konzentrieren.

Er argumentiert weiter, dass außerirdische Zivilisationen wahrscheinlich die bekannten Gesetze der Physik nicht brechen können. Sie wären weder zu Überlichtgeschwindigkeitsreisen fähig, noch könnten sie Dunkle Energie, Dunkle Materie oder Schwarze Löcher für Energie oder Erkundungen nutzen. Folglich bleiben sie, genau wie wir, auf bescheidene technologische Fortschritte beschränkt, wodurch das Universum ruhiger erscheint, als es tatsächlich ist.

Quellenhinweis:

Corbet A Less Terrifying Universe? Mundanity as an Explanation for the Fermi Paradox arXiv