Ausblick zum globalen Energiemarkt!

Der Druck aus der globalen Energiekrise scheint nachgelassen zu haben. Trotzdem bleiben die Energiemärkte und die Geopolitik fragil. Der Weltwirtschaft fehlen entscheidende Impulse. Wohin geht die „Reise“ der Energiesysteme in den kommenden Jahren?

Erneuerbare Energien
Der Siegeszug der Erneuerbaren ist nicht aufzuhalten

Die Preise für fossile Brennstoffe sind im Jahr 2022 gesunken. Die Volatilität der Märkte bleibt trotzdem angespannt. Fast zwei Jahre nach der russischen Invasion gehen die Kämpfe in der Ukraine unvermindert weiter. Zudem besteht die Gefahr eines langwierigen Konflikts durch die verschiedenen Spannungsherde im Nahen Osten einher.

Die makroökonomische Stimmung ist negativ. Zwar hat sich die Inflation abgeschwächt, ist aber nicht verschwunden. Höhere Kreditkosten und die Zunahme der Staatsschuldenniveaus drücken auf die Stimmung der Weltwirtschaft.

On Top: die Klimaveränderungen

Die globale Durchschnittstemperatur liegt bereits heute bei 1,2°C über dem vorindustriellen Niveau. Hitzewellen und andere extreme Wetterereignisse haben das Jahr 2023 begleitet. Die Wissenschaft ist sich einig, dass die Treibhausgasemissionen ihren Höhepunkt noch nicht erreicht haben. Sie werden nach Schätzungen auch im Jahr 2023 zunehmen.

Der heute noch überwiegend von Kohle, Gas und Öl geprägte Energiesektor gilt als eine der Hauptursachen für die CO2-Emissionen. Die Weltklimakonferenz COP28 hat ein Ende der fossilen Energien bis 2050 beschlossen. Dies reicht aber laut der Klimawissenschaft nicht aus, um das 1,5-Grad Ziel der Erderwärmung zu erreichen. Mittlerweile prüft man bereits die möglichen Auswirkungen einer Erwärmung um 2 Grad oder mehr.

Ausbau der Erneuerbaren wächst

Vor diesem Hintergrund macht der intensive Ausbau der regenerativen Energiewirtschaft mit Windkraft, Solarenergie und Wasserkraft, zusätzlich unterstützt von Speichertechnologien, Hoffnung. Die Investitionen in die Erneuerbaren sind seit 2020 weltweit um 40 % gestiegen. Dabei ist die Absicht, die Emissionen zu senken, nur einer von mehreren Gründen. Die rein wirtschaftlichen Argumente für saubere Energietechnologien sind überzeugender denn je. Auch die Energiesicherheit ist ein wichtiger Faktor, vor allem in den Ländern, die heute überwiegend von Importen fossiler Energieträger abhängig sind.

Mehr als 500 Gigawatt (GW) an Erzeugungskapazität für erneuerbare Energien sollen bis zum Ende des Jahres 2023 hinzugefügt worden sein. Ein neuer Rekord. Die Schlüsselkomponenten eines sauberen Energiesystems wachsen schnell. Diese Dynamik ist der Grund, warum die Internationale Energie Agentur IEA kürzlich in ihrer aktualisierten Net Zero Roadmap zu dem Schluss kam, dass ein Weg zur Begrenzung der globalen Erwärmung auf 1,5 °C zwar schwierig sei, aber durchaus noch offen bleibe.

Der World Energy Outlook 2023

Der neue Bericht der IEA untersucht verschiedene Szenarien, die die aktuellen Ausgangspunkte widerspiegeln. Das Stated Policies Scenario (STEPS) basiert auf den politischen Rahmenbedingungen, einschließlich Energie, Klima und der damit verbundenen Industriepolitik. Das Announced Pledges Scenario (APS) geht davon aus, dass alle nationalen Energie- und Klimaziele, die von den Regierungen getroffen werden, vollständig und pünktlich erreicht werden. Im Gesamtbericht untersuchte die IEA neben diesen beiden Hauptszenarien wichtige Unsicherheiten, die zukünftige Trends beeinflussen könnten.

Der Bericht macht insofern Mut, als er bestätigt, dass die Welt auf dem besten Weg sei, bis zum Jahr 2030 den Höhepunkt des Einsatzes fossiler Energieträger zu überschreiten. Der beschleunigte Zubau von erneuerbaren Energiequellen sorgt für hohes Tempo der Energiewende in wichtigen Märkten auf der ganzen Welt. Vor allem mit dem Inflation Reduction Act der Vereinigten Staaten, dem Green Deal der Europäischen Union, dem Zuwachs von Photovoltaik und Offshore-Windkraft in China und Indien wird diese Dynamik vorangetrieben. Auch die Aussichten für die Kernenergie haben sich verbessert. Diese Technologie wird von manchen Staaten als nicht-fossile Brückentechnologie gefördert. Neben Verlängerungen bestehender Atomreaktoren sind auch neue Kernkraftwerke in der Planung.

China, Indien, USA und die EU bestimmen das Tempo

Das Wirtschaftswachstum Chinas schwillt ab und es gibt ein größeres Abwärtspotenzial für die Nachfrage nach fossilen Brennstoffen, wenn es sich weiter verlangsamt. China hat die Energiewelt verändert – und nun verändert sich China. Das Land hat nach dem Ende der COP28 seinen Weg bestätigt, die Energiewende weiter zu intensivieren.

Die Nachfrage der Energieversorgung in den meisten Schwellen- und Entwicklungsländern bleibt nach wie vor sehr stark. Es wird erwartet, dass die Weltbevölkerung bis 2050 um etwa 1,7 Milliarden Menschen wachsen wird. Dieses Wachstum findet nahezu komplett in den städtischen Gebieten Asiens und Afrikas statt. In der STEPS-Analyse ist Indien die weltweit größte Quelle der Nachfrage nach Energie, gefolgt von Südostasien und Afrika. Der Einsatz und die Finanzierung emissionsarmer Energieträger, um den steigenden Energiebedarf in diesen Volkswirtschaften zu decken, ist ein entscheidender Faktor für die Geschwindigkeit, mit der die globale Nutzung fossiler Brennstoffe sinkt.

Nach der Analyse der IEA sollen die Erneuerbaren 80 % der neu benötigten Stromkapazität bis 2030 liefern. Dabei stellt die Photovoltiak-Energie mehr als die Hälfte dar. Solare Energiesysteme sind zu einer der großen globalen Industriezweige geworden. Bis zum Ende des Jahrzehnts könnten die Produktionskapazitäten beiu mehr als 1.200 GW an Solarpanelen pro Jahr liegen, was den notwendigen Energiezuwachs erfüllen würde. Allerdings sind die Erweiterung und Stärkung der Stromnetze und die zusätzliche Speicherung wichtige Zusatzkriterien auf dem Weg zu sicherer Versorgung mit regenerativer Energie.

Erschwinglichkeit und Belastbarkeit

Die STEPS Analyse sieht Mitte der 2020er Jahre einen Höhepunkt der energiebedingten CO2-Emissionen vor. Trotzdem bleiben diese noch hoch genug, um die globalen Durchschnittstemperaturen auf 2,4 °C im Jahr 2100 zu erhöhen. Die wichtigsten Maßnahmen, die erforderlich sind, um die Emissionskurve bis 2030 nach unten zu bringen, sind bekannt. Die Verfügbarkeit der erneuerbaren Energiekapazitäten, die Verdoppelung des Tempos der Energieeffizienz auf 4% pro Jahr, die Erhöhung der Elektromobilität und die Verringerung der Emissionen von fossilen Brennstoffen stellen mehr als 80% an Emissionsreduktionen dar. Damit könnte der Energiesektor bis 2030 dazu beitragen, den Erderwärmungspfad von 1,5 °C einzuhalten.

Darüber hinaus sind große Finanzierungsmechanismen erforderlich, um Investitionen in saubere Energie in den Schwellen- und Entwicklungsländern zu unterstützen. Auch direkte Maßnahmen zum Ausstieg aus der Nutzung fossiler Brennstoffe sind notwendig. Ein Beispiel: das Ende von Kohlekraftwerken bis zum Jahr 2035 - oder früher

Kein Land ist eine Energieinsel. Kein Land ist von den Risiken des Klimawandels befreit. Der World Energy Outlook 2023 betont wie nie zuvor die Notwendigkeit der Zusammenarbeit zwischen den Staaten der Welt.