Powernaps: Kurze Nickerchen fördern Geistesblitze – darum hilft Schlaf beim Problemlösen
Können kurze Schlafphasen die kognitiven Fähigkeiten stärken? Dieser Frage sind Forscher nachgegangen, mit dem Ergebnis, dass besonders Problemlösefähigkeiten und Kreativität von den sogenannten Powernaps profitieren.

Ein kurzer Mittagsschlaf kann mehr als nur Müdigkeit vertreiben: Er kurbelt ebenso die Kreativität an und fördert Geistesblitze. Eine aktuelle Studie zeigt, dass bestimmte Schlafphasen die Wahrscheinlichkeit erhöhen, komplexe Probleme plötzlich und intuitiv zu lösen, sozusagen mit einem Aha-Moment. Von besonderer Bedeutung ist dabei die N2-Schlafphase.
Die N2-Schlafphase tritt typischerweise kurz nach dem Einschlafen auf, noch vor dem Tiefschlaf. Sie ist durch geringe Traumaktivität sowie eine spezifische Hirnaktivität gekennzeichnet. Forscherinnen der Universität Hamburg konnten nun zeigen, dass die N2-Schlafphase eng mit der Entstehung plötzlicher Erkenntnisse verknüpft ist. Die Studienergebnisse wurden im Fachjournal PLoS Biology veröffentlicht.
In der Untersuchung wurden die 90 Versuchspersonen zunächst gebeten, in der Nacht vor dem Experiment auf Schlaf und Koffein zu verzichten, sodass während der anschließenden Tests etwa 70 Prozent der Teilnehmenden einschlafen konnten. Durch das Experiment wollten die Wissenschaftler herausfinden, wie sich diese kurzen Ruhephasen auf das kreative Problemlösen auswirken.
Das Ergebnis ist deutlich: 86 Prozent derjenigen, die während des Experiments in die N2-Schlafphase fielen, entdeckten die Regeländerung schlagartig – in Form eines Geistesblitzes. Bei jenen, die lediglich die Einschlafphase (N1) erreichten, lag dieser Wert bei 69 Prozent. Teilnehmende, die gar nicht einschliefen, kamen nur in 56 Prozent der Fälle zu dieser plötzlichen Einsicht.
Hinweise auf echte Aha-Momente
„Wir konnten beobachten, dass die von uns gemessene Hirnaktivität während des Schlafs mit der Wahrscheinlichkeit eines anschließenden Aha-Moments korrelierte“, erklärt Dr. Anika Löwe, eine der Hauptautorinnen der Studie.
Die Forscherinnen nutzten für ihre Tests die sogenannte Perceptual Spontaneous Strategy Switch Task (PSSST). Dabei lernen die Probanden zunächst eine funktionierende, aber nicht ideale Strategie. Einige entdecken später durch einen spontanen Strategiewechsel eine effizientere Lösung. Dieser Wechsel gilt als Hinweis auf ein echtes Einsichtserlebnis.
Denn offenbar werden während des N2-Schlafs neuronale Verbindungen abgeschwächt, die für aktuelle Probleme irrelevant sind. Dadurch hat das Gehirn mehr Kapazitäten für das Erkennen neuer Muster, was ein möglicher Mechanismus für das Entstehen von Aha-Erlebnissen darstellen könnte. Für die Wissenschaft bedeutet das einen wichtigen Schritt zum besseren Verständnis der kognitiven Prozesse im Schlaf.
Lichtblick für Kreative
Im Gegensatz zu früheren Studien, die andere Aufgabenformate hatten und häufig die Schlafphase N1 untersuchten, konzentriert sich die Hamburger Studie stärker auf die N2-Phase. Dabei könnten, so die Forscherinnen, sowohl die spezifischen Schlafstadien als auch die Hirnaktivität eine Rolle spielen, insbesondere die aperiodischen Signale, die sich neuronal mehr zu regulieren scheinen.
Für alle, die auf kreative Eingebungen hoffen, liefert die Studie einen konkreten Ratschlag: Ein kurzer, tiefer Mittagsschlaf – idealerweise mit Erreichen der N2-Phase – kann die Chance auf Geistesblitze deutlich erhöhen.
Quellenhinweis:
Löwe, A. T., Petzka, M., Tzegka, M. M., & Schuck, N. W. (2025): N2 sleep promotes the occurrence of ‘aha’ moments in a perceptual insight task. PLOS Biology, 23, 6, e3003185.