Woher kommt das Trinkwasser in den Anden, wenn die Gletscher geschmolzen sind?

In Chile herrscht seit über 15 Jahren eine Megadürre. Die Gletscher schrumpfen in den Anden immer weiter. Sie sind für die Bevölkerung die wichtigste Frischwasserquelle und elementarer Teil der Trinkwasserversorgung.

Wenn die Gletscher abgeschmolzen sind, wird die Trinkwasserversorgung in den Anden dramatisch sein
Anna Poth
Anna Poth Meteored Deutschland 3 min

Doch, woher kommt das Trinkwasser, wenn gegen Ende des 21. Jahrhunderts die Gletscher weggeschmolzen sind? Für die Bevölkerung in Zentralchile sind die Gletscher die größte Süßwasserquelle.

Das globale Wassermanagement muss neu gedacht werden

Ein internationales Team aus Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern von Österreich bis Neuseeland senden einen deutlichen Appell an die Politik und Weltgemeinschaft.

Sie fordern eine internationale koordinierte Klimapolitik, sodass wirksame Strategie für z.B. Wassermanagement etabliert werden können.

„Die Megadürre in Chile wurde in keinem Klimamodell vorhergesagt. Die bestehenden Modelle zeigten sogar absurd niedrige Wahrscheinlichkeiten für ein solch extremes Ereignis. Und doch ist es eingetreten und dauert immer noch an.“, sagt Francesca Pellicciotti, Professorin am Institute of Science and Technology Austria (ISTA).

Das Forschungsteam hat nun ein spezifisches Modell für die Anden, also Zentralchile und Argentinien erstellt und bis Ende 2100 interpretiert. Dieses Szenario zeigt auf, dass die größten Gletscher nur noch die Hälfte des heutigen Schmelzwassers besitzen könnten.

Megadürren sollte keine Normalität werden

Sie vermuten, dass die kleineren Gletscher bis dahin komplett verschwunden sind und keinerlei Impact mehr auf die Wasserversorgung haben werden. Dies deutet daraufhin, dass es in Chile wahrscheinlich weiterhin starke und extreme Dürreperioden geben wird.

Dürren, die extrem lang anhalten, sollten verhindert werden

Ebenfalls steht für viele Geowissenschaftler und Geowissenschaftlerinnen fest, dass es im Verlauf des Klimawandels weitere Megadürren geben wird. Noch ist unklar, wie es genau zu Megadürren kommt und welche Faktoren sie verursachen.

„Wir müssen gut auf das vorbereitet sein, was als Nächstes kommt, da wir uns nicht mehr auf alle Faktoren verlassen können, die während der aktuellen Megadürre bisher ‚funktioniert‘ haben. Wir müssen mit unseren Wassermanagement-Plänen flexibel genug sein, um zukünftige Situationen zu bewältigen, ohne auf den Beitrag der Gletscher zu zählen“, erläutert Álvaro Ayala, der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL in der Schweiz.

Während die detaillierten Auslöser noch untersucht werden, appellieren viele Forschungsteams immer wieder, dass Megadürren nicht zur neuen Normalität werden dürfen.

Sie fordern die Entscheidungsträger und die Weltwirtschaft auf, nachhaltige und zukunftsfähige Entscheidungen zu treffen.

Quellenhinweise

Ayala, Á., Muñoz-Castro, E., Farinotti, D. et al. (2025) Less water from glaciers during future megadroughts in the Southern Andes. Commun Earth Environ 6, 860.

Institute of Science and Technology Austria. (2025). Kryosphäre und Gebirgshydrosphäre. Pellicciotti Group. Forschung.