Wie die zunehmende Erderwärmung die Natur verändert

Ich habe den Inhalt dieses Artikels und seine Idee dahinter von Global Nature Best, einer Info-Seite zu Umwelt-, Natur- und Klimafragen, die dem britischen Autor und Biologen Mike Shanahan gehört. Mike beginnt seinen aktuellen Artikel zum Thema mit einem Vergleich.

Die Erderwärmung gefährdet die Biodiversität

Er beschreibt ein uns gut bekanntes, natürliches Phänomen.

Schlagen Sie ein Ei in eine Pfanne, drehen Sie die Hitze auf und Sie können eine Art Magie erleben.

Wir alle kennen diese Transformation, bei der sich in Sekunden die viskose Flüssigkeit verfestigt. Trotz der Hitze tritt das Gegenteil von Schmelzen auf. Die Erklärung dieses Paradoxon: Das Ei ist voller Proteine. Die Hitze hat diese denaturiert.

Die Denaturierung

Dieses Wort wird für die meisten von uns neu sein. Es sei denn, sie erinnern sich an den Biologieunterricht oder sind als Biologen tätig. Der Begriff der Denaturierung ist allerdings mehr als nur ein passender Deskriptor für eigensinnige Proteine.

Jedes Protein hat eine Temperatur, bei der es am besten funktioniert.

Wird es zu heiß oder zu kalt, wölbt sich die Form des Proteins oder sie bricht. Es hört auf zu funktionieren.

Was liegt bei diesem Vergleich näher, als daran zu denken, was steigende Temperaturen für unseren Planeten bedeuten, denn auch diese zunehmende Hitze wird zu Veränderung von vielen Proteinverbindungen führen.

Von Proteinen

Die Proteine in uns und jedem anderen Lebewesen sind sehr unterschiedlich. Manche vertragen Hitze besser als andere. Einige davon destabilisieren sich bereits bei einem nur leichten Temperaturanstieg. Die Gefahren liegen nicht im durchschnittlichen Protein, sondern in den schwächeren Gliedern von Proteinen, also denen, die bei extremer Hitze am ehesten versagen.

Was wird mit den Millionen von Proteinen in Millionen von Arten passieren, von Sporen über Pottwale, Bodenbakterien bis hin zu Sonnenblumen, wenn sich die Welt weiter erwärmt?

Proteine sind der unbekannte Mittelpunkt des Lebens selbst. Sie lesen, reparieren und replizieren DNA. Sie sind die Boten und Mechaniker, die Prozesse in und zwischen den Zellen steuern und korrigieren. Sie geben nicht nur Haaren Form und Farbe, sondern sorgen auch für den Antrieb von Hormonen und Enzymen.

Blockade bei Proteinen - Blockade der Natur

Wenn Proteine ins Stocken geraten, können die Folgen weit über den betroffenen Organismus hinausgehen. Das liegt daran, dass das Leben keine Reihe von isolierten Organismen ist, sondern ein Netz gemeinsamer Schicksale.

Mike beschreibt dies am Beispiel von Strangler Figs, auf deutsch Würge-Feigen, deren Entwicklung er direkt in einem Regenwald auf Borneo studiert und analysiert hat.

Jede der mehr als 900 Arten von Feigenbäumen hängt von einer oder wenigen winzigen Wespenarten ab, die notwendig sind, um ihre Blüten zu bestäuben. Die Wespen wiederum sind von den Feigen abhängig - den einzigen Orten, an denen sie ihre Eier legen können.

Diese gegenseitige Abhängigkeit, gepaart mit der kurzen Lebensdauer der Wespen, stellt sicher, dass die Feigen das ganze Jahr über verfügbar sind. Aus diesem Grund Feigenbäume mehr Vogel- und Säugetierarten als jede andere Pflanze.

Als Gegenleistung für das Fruchtfleisch verteilen die Feigen-verspeisenden Tiere die Samen der Bäume. Diesen Dienst leisten sie auch für Tausende von anderen Regenwaldpflanzen. Diese Interaktionen zwischen Feigenbäumen und Tieren spielen eine Schlüsselrolle bei der Erhaltung der großen Regenwälder der Welt.

Von Störungen und Veränderungen

Was passiert nun, wenn die Hitze Einfluss auf die Proteinstrukturen der Feigen nimmt? Untersuchungen haben zeigen, dass selbst ein kleiner Anstieg über die aktuellen Temperaturen die Lebensdauer einer Feigenwespe auf nur ein paar Stunden verkürzen kann. Damit hat sie nicht genug Zeit, um eine Feige zu finden, ihre Blüten zu bestäuben und Eier zu legen.

Keine Bestäubung würde bedeuten, dass es keine reifen Feigen für Tiere gibt und als Folge dessen weniger Samen verstreut werden. Am Ende dieser Kette würden die tropischen Regenwälder geschwächt und sind weniger in der Lage, Kohlenstoff zu speichern.

Auch größere Tierarten sind direkt gefährdet

Die winzigen Wespen sind sehr fragil, aber auch die größeren Partner der Feigenbäume sind durch die zunehmende Hitze gefährdet. Fruchtfledermäuse, die man auch als „Flying Foxes“, also fliegende Füchse kennt, gehören zu den effektivsten Samenverteiler der Erde. Sie können die Feigensamen bis zu 50 Kilometer weit in sich tragen, bevor sie diese ausscheiden. Ihre Verwundbarkeit wurde 2014 besonders deutlich, als Tausende während einer sengenden Hitzewelle im australischen Queensland verendeten.

Sowohl für die Fledermäuse als auch für die Feigenwespen ist Hitze ein Feind. Sie "kocht" ihre Proteine, bis lebenswichtige Prozesse einfach abgeschaltet wurden. Diese Beispiele beziehen sich auf den tropischen Regenwald. Die Feigenbäume sind ein essentieller Teil von ihm. Sein Schicksal ist mit unserem eigenen verflochten - so unwahrscheinlich uns auch das erscheinen mag.

Die Ökologie lehrt uns, dass keine Spezies ein Inseldasein fristet und damit vom Zyklus der Natur ausgeschlossen ist. Diese Tatsache zeigt uns täglich, dass wir in der Klimakrise alle zusammen im selben Boot sitzen - und nicht nur die Feigenwespe und die Fruchtfledermaus.

Befremdliche Reaktionen

Die menschlichen Reaktionen zum Klimawandel befremden. Entweder es gibt keine, oder sie fallen so aus, dass wir uns von der Natur zurückziehen, um uns so vor den wilden Launen der Klimafolgen zu schützen. Beispiel: Klimageräte statt Waldpflege. Damit riskieren wir, unsere eigenen Gesellschaften zu denaturieren. Wir schaffen gebrochene Bindungen und verlieren wichtige Funktionen unseres eigenen Proteinsystems. Aus dieser Sackgasse führt kein Weg zurück. Es geht uns am Ende wie dem Ei in einer Pfanne: sind wir einmal biologisch denaturiert, können wir nicht zu dem zurückkehren, was wir zuvor waren.