Meisterwerk eines Malers: Ein Künstler schuf in der Normandie einen Ort ewiger Inspiration

Er ist einer der berühmtesten Gärten der Welt, zählt zu den größten Attraktionen Frankreichs und wurde von einem großen Impressionisten angelegt. Im Spätsommer besitzt er besonderen Reiz - und ist nicht mehr überfüllt.

Giverny
Üppig blühende Beete in Monets Garten in Giverny. Foto: Pixabay

Am Morgen liegen die Gärten Claude Monets unter spätsommerlichen Dunstschleiern. Von den gelben Narzissen und den Tulpen des Frühlings über Engelstrompeten, Kapuzinerkresse und Rosen bis zu Azaleen und Rhododendron reichen ihre Farbspektakel. Die Wege säumen kleine Hecken aus Rosmarin, Apfelbäume sind in eine Wiese getupft.

Verschwenderische Pracht der späten Sommertage

Wer spät in der Saison kommt, erlebt die Gärten in ihrer letzten, verschwenderischen Pracht. Geradezu magisch ist es, wenn die Septembersonne den Dunst vertreibt und die Blüten aufleuchten lässt. Wer früh aufsteht, muss diesen Anblick nicht einmal mit allzu vielen Besuchern teilen.

Als der 1840 geborene Claude Monet 1883 nach Giverny kam, gehörte nur ein schlichter Garten mit Wiese und Obsthain zum Anwesen. Doch er hatte auch botanisch Großes vor und schuf einen Garten, der ihm auch beruflich nützen würde. Als Maler pflanzte er nach Farben und achtete auf Perspektiven und Blickachsen. „Mein ganzes Geld fließt in meinen Garten" stellte er einmal fest.

Den japanischen Teich kennt jeder aus dem Museum

Eine Unterführung sperrt heute die Straße aus, die den normannischen Blumengarten vom japanisch inspirierten Wassergarten trennt. Das Land, durch das ein Seitenarm des Flusses Epte fließt, kaufte Monet erst später hinzu. Hier öffnet sich ein vertrauter Blick: Ein Teich voller Seerosen, gesäumt von Lilien, Schilf und Weiden, überspannt von einer zierlichen Brücke – viele Male gemalt vom Hausherrn. Die Originale hängen in den großen Museen der Welt, das Motiv ist geblieben.

1883 zog der in Paris geborene Maler mit zwei Söhnen, seiner späteren Frau Alice und deren sechs Kindern hier zunächst als Mieter nach Giverny. Sieben Jahre später kaufte er das Anwesen, das bis zu seinem Tod 1926 sein Heim bleiben sollte. Allerdings erweiterte er das Haus um zwei Seitenflügel, um genügend Platz für Familie, Atelier und Gäste zu haben. Berühmte Kollegen wie Auguste Renoir und Georges Clemenceau besuchten ihn hier.

Monet malte seinen Garten fast jeden Tag

Kaum ein Tag verging, an dem Monet nicht die immer anderen Lichtverhältnisse in seinem Garten festhielt – bis der Himmel aus seinen Bildern verschwunden war und nur noch als reflektierte Ahnung im Teich erschien. Da war die Welt der Kunst längst revolutioniert, die Hungerjahre der rebellischen Freiluft-Maler, zu denen auch Monet gehört hatte, nur mehr ferne Erinnerung, und die Kritiker, die ihn anfangs verspottet hatten, verstummt.

Großzügiges Geschenk eines Genervten

Jetzt konnte der Maler es sich sogar leisten, dem Dorf, dessen 300 Bewohner ihn hartnäckig als Außenseiter behandelten, die Pflastersteine für die beiden Hauptstraßen zu schenken. Allerdings nicht aus reiner Nächstenliebe, sondern vor allem, weil ihn der Staub im Sommer gewaltig nervte.