Acai jenseits des Fruchtfleisches: Fruchtabfälle werden zu einer ökologischen Lösung im Amazonasgebiet
Ein innovatives Projekt in Pará, Brasilien, verwandelt Açaí-Abfälle in nachhaltige Produkte wie Utensilien, Holzkohle, Asphalt und grüne Kraftstoffe und fördert so die Kreislaufwirtschaft und soziale Inklusion im Amazonasgebiet.

Über den traditionellen Verzehr in Schalen oder Säften hinaus übernimmt Açaí eine neue Rolle in der Wirtschaft und in der ökologischen Nachhaltigkeit. Sein Kern, der oft ungenutzt weggeworfen wird, wird in innovativen Projekten wiederverwendet, die die Bioökonomie fördern und die Umweltbelastung reduzieren.
In Pará, Brasilien, werden durch Initiativen der Föderation der Familienlandwirtschaftsgenossenschaften (Fecaf) in Zusammenarbeit mit dem Unternehmen SP Ecologia diese Abfälle in nützliche und nachhaltige Produkte umgewandelt.
Laut einer Studie der Bundesuniversität von Pará (UFPA) können Açaí-Steine zu Fasern verarbeitet und anschließend für Haushaltsgegenstände wie Becher, Krüge und Löffel verwendet werden. Der Präsident der Fecaf, César Marinho, erklärt, dass das Material gesammelt, verarbeitet und an SP Ecologia geschickt wird, wo die Fasern in die Produkte eingearbeitet werden. „Wir extrahieren die Fasern aus den Açaí-Steinen und schicken sie nach São Paulo, wo sie in umweltfreundlichen Utensilien verwendet werden“, erklärt er.
Marcelo Dias, Entwicklungsleiter bei SP Ecologia, erklärt, dass durch die Mischung von Naturfasern mit Kunststoff der Verbrauch dieses Materials um etwa 40 % reduziert wird. „Es ist ein sehr nachhaltiges Material”, bekräftigt er. Das Unternehmen bereitet außerdem die Markteinführung einer Zahnbürste aus Açaí-Fasern vor.
Kreislaufwirtschaft und technologische Innovation
Mit 17 Jahren Erfahrung hat SP Ecologia in die Kreislaufwirtschaft investiert und umweltfreundliche Geschenke und Produkte entwickelt. Vor acht Jahren begann das Unternehmen, Naturfasern als Zusatzstoffe für Kunststoffe zu verwenden, angefangen mit Kokosnuss und Holz.
In jüngerer Zeit hat das Unternehmen damit begonnen, Materialien wie Reis, Bambus, Kaffee, Kakao und nun auch Açaí zu testen. Die Zusammenarbeit mit Fecaf, die Ende 2024 begann, wird als vielversprechend angesehen, insbesondere im Hinblick auf die bevorstehende COP30, die in Belém, Brasilien, stattfinden wird.

Neben der Herstellung nachhaltiger Utensilien verkauft SP Ecologia das „Granulat“ (eine Mischung aus Fasern und Kunststoff) als Rohstoff für andere Branchen, die damit ihre eigenen Produkte herstellen können. Die Auswirkungen sind sowohl ökologischer als auch sozialer Natur: Die Samen werden von benachteiligten Frauen gesammelt, die dank des Projekts eine neue Einnahmequelle gewonnen haben.
Abfall wird in Energie und grünen Asphalt umgewandelt
Eine weitere Möglichkeit zur Verwertung der Samen wird von der UFPA im Rahmen des Projekts Sustenbio Energy koordiniert. Dieses Projekt verwandelt die Abfälle in flüssige Biokraftstoffe, Biokohle und Bioasphalt. Die Forschung begann 2015 und wird derzeit im neu eingeweihten Labor für die Umwandlung und Verwertung von agroindustriellen Abfällen mit finanzieller Unterstützung von CNPq und FAPESPA durchgeführt.
Das Ausmaß dieses Potenzials ist beeindruckend: Pará ist für 98 % der nationalen Açaí-Produktion verantwortlich und wird im Jahr 2023 1.750.000 Tonnen der Frucht erzeugen. Angesichts der Tatsache, dass 85 % des Gewichts von verarbeitetem Açaí zu Abfall werden, ist das für die Wiederverwendung verfügbare Volumen enorm. „Wir können alle Produkte der petrochemischen Kette auf umweltfreundliche und erneuerbare Weise herstellen“, versichert Professor Machado.
Eine nachhaltige Zukunft für Açaí und den Amazonas
Das Projekt umfasst auch die Entwicklung eines bindenden Bio-Asphalts, der aus den Endabfällen des Prozesses gewonnen wird und als Ersatz für aus Erdöl gewonnenen Teer dienen kann. Die Lösung kann für städtische Pflasterungen verwendet werden, was noch größere Vorteile für die Umwelt mit sich bringt. Neben der UFPA sind weitere Universitäten an der Initiative beteiligt, darunter die Ufra, Unifesspa, Ufam, UEA, UFPE und das Militärinstitut für Ingenieurwesen.

Die Auswirkungen der Wiederverwendung von Açaí-Samen gehen über den Umweltschutz hinaus. In Belém und dem umliegenden Ballungsraum ist die unsachgemäße Entsorgung ein chronisches Problem. Die Ansammlung von organischen Abfällen auf den Straßen führt zur Bildung von Sickerwasser, lockt Tiere an und kontaminiert den Boden. „Indem wir dieses Material in eine Ressource umwandeln, lösen wir ein Problem der öffentlichen Gesundheit und der Umwelt“, erklärt Machado.
Basierend auf Wissenschaft, Innovation und sozialer Inklusion zeigen die Projekte zur Wiederverwendung von Açaí-Samen, dass der Amazonas das Zeug dazu hat, eine neue, grünere, gerechtere und nachhaltigere Wirtschaft anzuführen. Diese Frucht, ein Symbol der Region, wird auch zu einem Motor des Wandels für die Zukunft.
Quellenhinweis:
UOL Ecoa. Caroço do açaí vira de utensílios domésticos a biocombustíveis. 2025