Britische Wissenschaftler behaupten, die ersten sichtbaren Anzeichen entdeckt zu haben, die Parkinson im Gehirn auslösen

Forschern der Universität Cambridge ist es nun gelungen, die winzigen Proteincluster, die mit der Parkinson-Krankheit in Verbindung stehen, sichtbar zu machen.

Wissenschaftler haben winzige Ansammlungen eines Gehirnproteins entdeckt, das mit dem frühen Auftreten von Parkinson in Verbindung gebracht wird.
Wissenschaftler haben winzige Ansammlungen eines Gehirnproteins entdeckt, das mit dem frühen Auftreten von Parkinson in Verbindung gebracht wird.
Lee Bell
Lee Bell Meteored Vereinigtes Königreich 4 min

Die Parkinson-Krankheit gilt als die weltweit am schnellsten wachsende neurologische Erkrankung. Dennoch können Ärzte sie in den meisten Fällen erst diagnostizieren, wenn bereits Symptome auftreten. Lange Zeit vermuteten Forscher, dass winzige Alpha-Synuclein-Oligomere die ersten Anzeichen sind, bevor andere charakteristische Zeichen, die sogenannten Lewy-Körperchen, unter dem Mikroskop sichtbar werden.

Diese Oligomere sind winzige, frühe Ansammlungen des Alpha-Synuclein-Proteins, die sich im Gehirn zusammenlagern und vermutlich Nervenzellen schädigen, bevor sich größere Ablagerungen bilden.

Nun berichtet ein Team unter der Leitung von Cambridge, dass diese schwer fassbaren Ansammlungen im menschlichen Gehirn endlich sichtbar gemacht und vermessen wurden. Dies könnte zu einer früheren Diagnose beitragen.

Der ASA-PD-Ansatz

Mithilfe einer hochempfindlichen Mikroskopiemethode namens ASA-PD haben Wissenschaftler der Universitäten Cambridge, UCL, Francis Crick Institute und Polytechnique Montréal nach eigenen Angaben Alpha-Synuclein-Oligomere in postmortalem Hirngewebe direkt sichtbar gemacht, gezählt und verglichen.

„Lewy-Körper sind das Kennzeichen von Parkinson, aber sie zeigen im Wesentlichen, wo die Krankheit in der Vergangenheit war, nicht wo sie sich aktuell befindet“, so Professor Steven Lee, der an der Studie beteiligt war.

„Wenn wir Parkinson in seinen frühesten Stadien beobachten können, würde uns das wesentlich mehr darüber verraten, wie sich die Krankheit im Gehirn entwickelt und wie wir sie möglicherweise behandeln können.“

Die Wissenschaftler erklären, dass die ASA-PD-Methode das schwache Signal von Clustern im Nanometerbereich verstärkt und Hintergrundrauschen herausfiltert, wodurch erstmals einzelne Proteinaggregate sichtbar werden.

Eine neue, hochempfindliche Untersuchungsmethode hat größere und zahlreichere Cluster bei den Patienten aufgedeckt und lässt auf frühere Tests und gezieltere Behandlungen schließen.
Eine neue, hochempfindliche Untersuchungsmethode hat größere und zahlreichere Cluster bei den Patienten aufgedeckt und lässt auf frühere Tests und gezieltere Behandlungen schließen.

In Proben von Parkinson-Patienten waren die Oligomere größer, leuchtender und deutlich zahlreicher als in altersentsprechenden Kontrollproben – ein potenzieller Hinweis darauf, dass Wachstum und Ansammlung mit dem Krankheitsverlauf korrelieren.

„Wir konnten Oligomere zum ersten Mal in diesem Maßstab direkt im menschlichen Hirngewebe untersuchen: Es ist, als könnte man Sterne am helllichten Tag sehen“, sagte Dr. Rebecca Andrews, eine Forscherin des Studienteams. „Das eröffnet neue Perspektiven in der Parkinson-Forschung.“

Ein „Atlas der Proteinveränderungen“

Das Forschungsteam identifizierte zudem eine spezifische Untergruppe von Oligomeren, die ausschließlich im Parkinson-Gewebe vorkommen – ein potenziell frühes Anzeichen, das Jahre vor dem Auftreten von Symptomen sichtbar werden könnte. „Diese Methode liefert uns nicht nur eine Momentaufnahme“, erklärte Professor Lucien Weiss, der ebenfalls an der Forschung beteiligt ist.

„Sie bietet einen umfassenden Überblick über die Proteinveränderungen im Gehirn, und ähnliche Technologien könnten auch bei anderen neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer und Huntington Anwendung finden.“

Laut Weiss könnte dieser Atlas eine frühere Diagnose ermöglichen, die Patientenauswahl für Studien erleichtern und Arzneimittelentwickler auf die wichtigsten Angriffspunkte zu Beginn einer Erkrankung hinweisen.

„Wir hoffen, dass wir durch die Überwindung dieser technologischen Hürde verstehen werden, warum, wo und wie sich Proteincluster bilden und wie dies die Hirnumgebung verändert und zu Krankheiten führt“, fügte er hinzu.

Quellenhinweis:

Large-scale visualization of α-synuclein oligomers in Parkinson’s disease brain tissue, published in Nature Biomedical Engineering, October 2025.