Búzios Wissenschaftstreffen: Evidenzbasierte Erkenntnisse für die COP30

250 international anerkannte Wissenschaftler des Integrated Assessment Modeling Consortium (IAMC) trafen sich vom 11.-14.11. im brasilianischen Armacao dos Búziós, um die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse zum Klimawandel und seinen Folgen auszutauschen.

Ist das 1,5 Grad-Ziel von Paris noch erreichbar?

Ziele ihrer Konferenz waren die Maßnahmen, die es braucht, um die globale
Erwärmung zu stoppen und die Ziele des Pariser Abkommens aus den Jahr 2015 noch einzuhalten.

Das IAMC bringt führende Klimaforscher aus der ganzen Welt zusammen. Diese konzentrieren sich in ihrer Arbeit auf Minderungs- und Anpassungslösungen der Klimafolgen.

Auf der Konferenz diskutierten die nationalen und internationalen Klimaexperten die aktuellsten wissenschaftlichen Ergebnisse zur Eindämmung des Klimawandels und zur Anpassung an die Klimaziele des Pariser Abkommens.

Seit der Veröffentlichung des Zustandsberichts AR6 des Weltklimarats (IPCC) AR6 wurden 300 neue Dokumentationen und Optionen von der Forschungsgemeinschaft analysiert und bewertet.

Die Ergebnisse ihres Treffens gelten als politikrelevante Erkenntnisse für die bevorstehenden Diskussionen und Entscheidungen auf höchster Ebene anlässlich der Weltklimakonferenz COP30.

Zur Überschreitung des 1,5-Grad Zieles

Nach Ansicht der IAMC-Wissenschaftler ist eine Überschreitung des 1,5 °C-Ziels unvermeidlich, aber eine Rückkehr unter diesen Wert ist möglich.

Aufgrund unzureichender Emissionsreduzierungen werden selbst die ehrgeizigsten Wege zur Emissionsreduzierung zu einer vorübergehenden Überschreitung des Erwärmungsniveaus von 1,5 °C führen. Die analysierten Optionen zeigen aber auch, dass eine Rückkehr unter 1,5°C in diesem Jahrhundert durch die Entnahme von CO2 aus der Atmosphäre möglich ist.

Das IAMC weist darauf hin, dass jeder Bruchteil einer Überschreitung der Pariser Klimaziele zu eskalierenden Auswirkungen auf Ökosysteme und die menschliche Gesundheit führen werde, insbesondere in den Entwicklungsländern.

Es sei wichtig zu erkennen, dass jeder Zeitraum von fünf Jahren ohne erhebliche CO2-Emissionsreduzierung einen zusätzlichen Temperaturanstieg von etwa 0,1°C bedeuten würden. Dies entspräche einem zusätzlichen Bedarf von rund 200 GtCO2 an negativen Emissionen bedeutet, um auf 1,5°C zurückzukehren.

Schließung der Emissionslücke noch in diesem Jahrzehnt

Die bis jetzt angekündigten nationalen Klimaschutzbeiträge (Nationally Determined Contributions, NDCs) implizieren bis 2023 eine Emissionslücke von mehr als 20 GtCO₂ pro Jahr bezogen auf einen 1,5°C-Pfad.

Sofortige und umfassende klimapolitische Veränderungen über die derzeitigen Verpflichtungen hinaus und eine intensive internationalen Zusammenarbeit, gefolgt von konketen Maßnahmen, kann dieses Defizit schließen.

Diese Bemühungen können dynamische Marktentwicklungen und neue Innovationen beinhalten, vorwiegend auf dem Gebiet der erneuerbaren Energien und dem verstärkten Einsatz von Batterietechnologien. Beides erlaube eine deutlich höhere Reduzierung der Treibhausgasemissionen noch in diesem Jahrzehnt und würde die Einhaltung des 1,5° Ziel möglich machen. Der Nutzen habe sowohl sozioökonomische als auch ökologische Vorteile für die Welt.

Globale Benchmarkwerte für Ziel bis 2035

Die Analysten des Konsortiums haben die notwendigen Minderungswege der Treibhausgasemissionen sehr eingehend bewertet. Damit soll genauer qualifiziert werden, welche Rückgänge im Einzelnen mit der Begrenzung auf das 1,5° Ziel verbunden wären.

Aus dieser Beurteilung sind globale Benchmarkwerte bis 2035, die sich immer auf das Vermeiden einer Überschreitung über das 1,5 °C-Ziel hinaus beziehen:

  • Reduzierung der globalen Treibhausgasemissionen im Vergleich zu 2024 um etwa die Hälfte.
  • Erhöhung des globalen Anteils von erneuerbaren Energien, also Solar- und Windenergie, um den Faktor fünf bis sechs im Vergleich zu Zeitraum 2024-2035.
  • Reduzierung der weltweiten Produktion und Nutzung fossiler Brennstoffe um ein Viertel bis zur Hälfte im Vergleich zu 2024.

All diese kurzfristig notwendigen Maßnahmen, müssen die Aspekte von Gleichheit und sozialer Gerechtigkeit neben anderen gesellschaftlichen und politischen Prioritäten berücksichtigen.

Die Rolle einzelner Länder

Zur Ergänzung und Ergänzung der globalen Analysen sind immer nationale Pläne mit Minderungs- und Anpassungszielen erforderlich. Auf diese Weise entstehen Wege zu Netto-Null-Zielen der einzelnen Länder, die im Kontext des Gesamtbildes zusammengefasst und bewertet werden.

Die Wissenschaft könne belegen, dass je nach wirtschaftlichem Stand des Landes verschiedene Verläufe in den Ländern stattfinden würden. Diese haben Einfluss auf das Tempo nationaler Emissionsreduktionen. Auch werde die Rolle von Sektoren und Technologien unterschiedlich sein.

Nichts, desto weniger muss für jedes Land gelten, dass es seine Emissionssziele auf Grundlage von "höchstmöglichen Ambitionen" aufbauen müsse. Die Länder müssen insgesamt erkennen, dass die gestiegenen globalen Maßstäbe bis 2035 auch dazu führen könnten, dass einzelne Länder entstehende Lücken durch verschärfte Emissionsziele schließen müsse.

Der für die Umsetzung der Maßnahmen notwendige Investitionsbedarf auf Länderebene kann bei Bedarf eine Mobilisierung internationaler Finanzierungoptionen bedeuten.

Anpassungsplanung und Umsetzung unerlässlich

Die Auswirkungen des Klimawandels sind heute weit verbreitet und werden sich weiter verstärken.

Mit dieser Aussage distanziert sich auch diese Gruppe von Wissenschaftlern von der Haltung der Vereinigten Staaten von Amerika, deren Präsident Donald Trump den Klimawandel und seine Folgen als „großen Betrug“ bezeichnet.

Nach Meinung der Wissenschaftler unterstreiche die Tatsache des menschengemachten Klimawandels die Dringlichkeit einer weltweiten Planung und Ausweitung von Anpassungsmaßnahmen.

Es sei vollkommen klar, dass eine Mobilisierung erhöhter finanzieller Mittel für die Anpassungmaßnahmen notwendig ist. Auch müssen man klare Indikatoren als Bewertungskriterien festlegen, um den Fortschritt in Richtung des globalen Zieles einem permanenten Monitorring zu unterziehen.

Ich habe die Analyse im englischen Wortlaut am Ende dieses Artikels verlinkt. Die Ergebnisse in der zweiten Woche der Klimakonferenz COP30 werden zeigen, ob die Wissenschaftler mit ihren evidenzbasierten Erkenntnissen in Belém Gehör finden.

Die Entscheidungen, die in diesem Jahrzehnt getroffen wurden, werden darüber entscheiden, ob eine Überschreitung <des 1,5-Grad-Ziels> überschaubar bleibt

so Carl Schleussner, Leiter der IIASA Integrated Climate Impacts Research Group und einer der Co-Autoren der Erklärung.

Staaten und Völkergemeinschaften auf der ganzen Welt würden bereits jetzt schwerwiegende Klimaauswirkungen erleben. Nur durch entschlossene Maßnahmen zur Eindämmung und Anpassung könne die Welt wieder auf Kurs kommen.

Link

Buzios Scientific Statement