Die beunruhigende Hypothese des Großen Filters: Warum wir noch keine Außerirdischen gefunden haben

Die Wissenschaft hat eine Theorie, die ebenso erschreckend wie aufschlussreich ist: Vielleicht haben wir noch keine Außerirdischen gefunden, weil alle fortgeschrittenen Zivilisationen sich selbst zerstören, bevor sie expandieren können. Ist das unser Schicksal?

Werden wir eine Schwesterzivilisation finden können?
Werden wir eine Schwesterzivilisation finden können?

Seit Jahrzehnten wirft das Fermi-Paradoxon eine Frage auf, die in ihrer scheinbaren Einfachheit schmerzlich ist: Wenn das Universum so riesig und uralt ist, wo sind dann alle? Bei Tausenden potenziell bewohnbaren Exoplaneten gibt es kein Signal, kein Echo, keinen Hinweis auf Intelligenz außerhalb der Erde.

Dieser Widerspruch zwischen der mathematischen Wahrscheinlichkeit von Leben und dem völligen Fehlen sichtbarer Beweise ist einer der verwirrendsten in der modernen Wissenschaft. Einige Forscher glauben, dass das Problem nicht im Kosmos liegt, sondern in uns.

Vielleicht ist die Stille des Universums eine Warnung und kein Zufall.

1998 schlug der Ökonom und Denker Robin Hanson eine ebenso kalte wie logische Idee vor: den „Großen Filter”. Dieser Theorie zufolge gibt es ein fast unüberwindbares Hindernis, das intelligente Lebewesen daran hindert, ein technologisches Stadium zu erreichen, in dem sie in der Lage sind, auf galaktischer Ebene zu kolonisieren oder zu kommunizieren. Dieser Filter könnte sich am Anfang des Weges befinden – in der Schwierigkeit, Leben oder Intelligenz entstehen zu lassen – oder am Ende, in der Tendenz von Zivilisationen, sich selbst zu zerstören, bevor sie expandieren, und das Beunruhigende daran ist, dass wir nicht wissen, wo wir uns an diesem Punkt befinden.

ET.
Es gibt Menschen, die die Einsamkeit täuschen und missbrauchen; das Universum und das Internet vergeben das nicht.

Wenn der Filter hinter uns liegt, sind wir eine kosmische Anomalie, und wenn er vor uns liegt, nähern wir uns möglicherweise unserer Grenze. In beiden Fällen bekommt die Einsamkeit des Universums eine neue Bedeutung... Es ist nicht so, dass es keine anderen gibt, sondern dass sie vielleicht nicht mehr antworten können.

Was könnte dieser „Filter“ sein?

Es gibt mehrere Möglichkeiten. Vielleicht ist komplexes Leben außerordentlich selten, oder die Entwicklung von Intelligenz erfordert so präzise Bedingungen, dass sie sich fast nie wiederholen. Es könnte auch sein, dass die meisten Zivilisationen sich mit ihren eigenen Technologien selbst zerstören, bevor sie erkennbare Spuren hinterlassen.

Atomwaffen, unkontrollierte künstliche Intelligenz, ökologischer Kollaps oder sogar außer Kontrolle geratene Biotechnologie könnten echte Kandidaten sein, uns wie AA-Batterien auszulöschen. In jedem Fall wäre die Ursache dieselbe: die Unfähigkeit einer Spezies, die Macht zu kontrollieren, die ihr ihr Wissen verleiht.

Aktuelle Studien in der Astrobiologie, wie beispielsweise die von Jacob Haqq-Misra und Mark Baile, untersuchen diesen Zusammenhang zwischen Fortschritt und existenziellen Risiken und legen nahe, dass technologische Zivilisationen von Natur aus instabil sein könnten und dass sie sich umso mehr ihrem möglichen Untergang nähern, je weiter sie sich entwickeln.

So könnte die kosmische Stille nicht etwa auf das Fehlen von Nachbarn zurückzuführen sein, sondern vielmehr das Echo ihres Aussterbens sein. Das Universum wäre dann ein Friedhof von Zivilisationen, die denselben kritischen Punkt erreicht haben, dem wir uns nähern.

Der Himmel hat andere Daten

Trotz großer Fortschritte bei der Entdeckung von Exoplaneten und Technosignaturen haben Teleskope keine Hinweise auf technologische Zivilisationen gefunden. Keine Funksignale, keine künstlichen Lichtmuster, keine Megastrukturen wie die hypothetische Dyson-Sphäre – nur Sterne, Staub und Stille.

Dies lässt zwei gleichermaßen beunruhigende Optionen zu:

  • Entweder ist intelligentes Leben viel seltener, als wir denken.
  • Alle fortgeschrittenen Zivilisationen verschwinden, bevor sie entdeckt werden.

Beide Möglichkeiten zwingen uns, dringender nach innen zu schauen als zu den Sternen.

Eine fortgeschrittene Zivilisation kann entweder transzendieren oder von selbst aussterben.
Eine fortgeschrittene Zivilisation kann entweder transzendieren oder von selbst aussterben.

Die Drake-Gleichung, die die Anzahl aktiver Zivilisationen in der Galaxie schätzt, hängt von vielen unbekannten Faktoren ab. Wenn der Große Filter tatsächlich existiert, könnte sein statistisches Gewicht diese Zahl drastisch reduzieren und uns vielleicht sogar ganz allein lassen. Jede erfolglose Beobachtung, jede erfolglose Suche bestärkt die Vorstellung, dass das Universum voller potenziellen Lebens sein könnte ... aber ohne Stimmen, die es schaffen, über das kosmische Flüstern seines interstellaren Untergangs hinaus zu bestehen.

Der Spiegel

Der Große Filter ist keineswegs nur eine astrobiologische Hypothese, sondern ein Spiegel, der unsere Fragilität als Spezies widerspiegelt und uns dazu zwingt, uns zu fragen, ob wir in der Lage sein werden, unsere eigene Intelligenz zu überdauern und sie zum Erhalt statt zur Zerstörung einzusetzen. Wenn der Filter vor uns liegt, besteht die Herausforderung darin, ihn zu umgehen, sei es durch die Überwindung klimatischer, technologischer oder sozialer Krisen. Dies könnte darüber entscheiden, ob die Menschheit über ihre Welt hinauswächst oder sich dem Schweigen des Kosmos anschließt; somit wird Wissen zu einer Frage des Überlebens. Aber wenn der Filter bereits hinter uns liegt, ist unsere Existenz umso außergewöhnlicher.

Das würde bedeuten, dass wir das Unwahrscheinliche überwunden haben und dass wir die Verantwortung tragen, für etwas zu sorgen, was keine andere Zivilisation zu erreichen scheint: über Zeit und Raum hinaus zu bestehen. In beiden Fällen ist die Lehre dieselbe. Vielleicht ist das Universum nicht deshalb still, weil es leer ist, sondern weil diejenigen, die so weit gekommen sind, nie gelernt haben, rechtzeitig auf sich selbst zu hören.