MIT-Forscher zeigen: Speisekarten spiegeln soziale Ungleichheit wider – von Boston bis Dubai

Eine aktuelle Studie des MIT zeigt, dass die Nährwertqualität von Restaurantmenüs in Ihrer Nähe direkte Auswirkungen auf Ihre Gesundheit haben kann. In London fanden Forscher eine signifikante Korrelation zwischen der Nährwertqualität von Restaurantmenüs und den Adipositasraten – ein Hinweis auf die Macht der lokalen Ernährung.

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Die Studie zeigt wie wichtig die Förderung nährstoffreicher Angebote in Kantinen, Restaurants und Imbissen für die Gesellschaft ist..

Die Studie des Massachusetts Institute of Technology (MIT) untersucht, wie die Nährwertqualität von Restaurantmenüs in städtischen Gebieten mit Gesundheitsindikatoren wie Adipositasraten verknüpft ist.

Durch die Analyse von Millionen von Menüeinträgen aus Boston, London und Dubai liefert die Forschung neue Erkenntnisse über die Auswirkungen der lokalen Ernährung auf die öffentliche Gesundheit.

Methodik: Datengetriebene Analyse von Menüeinträgen

Im Sommer 2023 wurden über 4,9 Millionen Menüeinträge aus etwa 30.000 Restaurants in den drei Städten gesammelt.

Diese Daten wurden mit der US-amerikanischen Nährwertdatenbank FoodData Central abgeglichen, um zwei Hauptkennzahlen zu berechnen: den Meal Balance Index (MBI) und den Nutrient-Rich Foods Index (NRF).

Der Meal Balance Index (MBI) bewertet die Nährstoffqualität ganzer Mahlzeiten, indem er gesunde (z. B. Vitamine, Ballaststoffe) und kritische Nährstoffe (z. B. Zucker, Salz) gegenüberstellt. Ein hoher MBI zeigt eine ausgewogene Mahlzeit an.

Der Nutrient-Rich Foods Index (NRF) misst dagegen die Nährstoffdichte einzelner Lebensmittel – also, wie viele wichtige Nährstoffe pro Kalorie enthalten sind.

Beide Indizes helfen, gesündere Mahlzeiten und Lebensmittel auszuwählen.

Ergebnisse: Zusammenhang zwischen Ernährung und Gesundheit

Die MIT-Studie zeigt, dass die Nährwertqualität von Restaurantmenüs in städtischen Gebieten eng mit der Prävalenz von Adipositas und anderen Gesundheitsindikatoren verknüpft ist.

In London und Boston fanden die Forscher eine klare Korrelation zwischen der Nährwertqualität der verfügbaren Speisen und der Prävalenz von Adipositas.

Gebiete mit einem höheren Angebot an nährstoffreichen Lebensmitteln wie Ballaststoffen, Obst und Gemüse wiesen tendenziell niedrigere Adipositasraten auf.

In London beispielsweise zeigte sich, dass Stadtteile mit einer höheren Dichte an nährstoffreichen Lebensmitteln niedrigere Adipositasraten aufwiesen. Diese Ergebnisse stimmen mit früheren Studien überein, die einen Zusammenhang zwischen dem Angebot an gesunden Lebensmitteln und der Prävalenz von Übergewicht und Adipositas zeigen.

In Dubai hingegen lagen keine spezifischen Gesundheitsdaten vor. Jedoch wurde ein starker Zusammenhang zwischen Mietpreisen und der Nährwertqualität der Speisen beobachtet, was auf sozioökonomische Unterschiede im Ernährungsangebot hinweist. Wohlhabendere Stadtteile hatten Zugang zu nährstoffreicheren Lebensmitteln, während ärmere Gebiete möglicherweise stärker von Fast-Food-Angeboten geprägt waren.

Solche sozioökonomischen Unterschiede im Ernährungsangebot können zu ungleichen Gesundheitsoutcomes führen.

Die Studie erweitert das Konzept der "Food Deserts" und hebt hervor, dass nicht nur die Verfügbarkeit, sondern auch die Nährwertqualität der Lebensmittel in städtischen Gebieten entscheidend für die öffentliche Gesundheit ist.

Diese Erkenntnisse unterstreichen die Bedeutung einer gesunden Ernährungsumgebung für die Förderung des Wohlbefindens der Stadtbewohner.

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Das, was wir täglich wählen und essen, ist kein rein individuelles Thema – sondern ein Spiegel unserer städtischen Lebenswelten.

Erweiterung des Food-Desert-Konzepts

Traditionell wurden "Food Deserts" als Gebiete ohne Zugang zu gesunden Lebensmitteln definiert. Die MIT-Studie erweitert dieses Konzept, indem sie nicht nur die Verfügbarkeit, sondern auch die Nährwertqualität der Lebensmittel in den Fokus rückt. Dies ermöglicht eine differenziertere Betrachtung von Ernährungsungleichheiten in urbanen Räumen.

Schlussfolgerungen und Empfehlungen

Die Studie legt nahe, dass die Ernährungspolitik stärker auf die Verbesserung der Nährwertqualität von Speiseangeboten in städtischen Gebieten ausgerichtet werden sollte.

Empfehlungen umfassen die Förderung nährstoffreicherer Menüoptionen, die Implementierung von Nährwertkennzeichnungen und die Unterstützung von Initiativen, die den Zugang zu gesunden Lebensmitteln in benachteiligten Stadtteilen verbessern.

Ausblick

Die Methodik der Studie bietet ein Modell, das auf andere Städte und Regionen übertragbar ist. Zukünftige Forschungen könnten untersuchen, wie verschiedene städtische Ernährungslandschaften mit Gesundheitsindikatoren korrelieren und welche politischen Maßnahmen am effektivsten sind, um Ernährungsungleichheiten zu verringern.

Quelle

Tufano, M., Duarte, F., Mazzarello, M. et al. Data-driven nutritional assessment of urban food landscapes: insights from Boston, London, and Dubai. Scientific Reports 15, 24453 (2025).